Die ersten Eindrücke von Santiago

Es ist ja immer komisch, in einem neuen Land anzukommen. Aber diesmal war es noch viel bizarrer, weil es von einem quasi Mini zu einem Mega Flughafen gegangen ist, und dann natürlich noch die andere Sprache, und das alles in nicht mal einem Tag. Dann kommen natürlich auch noch die interessanten Ereignisse dazu, die ich in den ersten 2 Tagen in Chile erlebt habe. Und ja, das waren wirklich nur 2 Tage???

Wo ist die Zeit geblieben?

Anfangen werd ich wohl mal ganz vorne. Ich bin das erste Mal von Innsbruck geflogen. War mal was ganz anderes. Zum einen, weil Innsbruck einfach der kleinste Flughafen ist, in dem ich je gewesen bin (ich war beim Check in, und dann bin ich quasi um die Ecke geflogen und war beim Security Check) und dann nochmal um die Ecke und ich hab aufs Boarding gewartet. Das Licht hat sich automatisch angeschaltet, als ich aufs Klo gegangen bin. Normalerweise sind da am Flughafen zum einen mehrere davon, und auch da immer zwischen 3 oder 5 Menschen drin. Sicherlich ist aber das Licht immer an. Nicht so in Innsbruck. Ich bin auch mit Nonnen geflogen, was ich auch ziemlich lustig fand. Sie haben scheinbar noch nie davon gehört, dass man Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen soll, aber ich hätts nicht übers Herz gebracht, sie darauf hinzuweisen, sind ja schließlich Nonnen.

 

Als wir in Innsbruck boarden durften, sind wir gemütlich aufs Rollfeld maschiert und in die Maschine hineingewandert. Der Flieger war so klein, dass mein Handgepäck nicht in die Gepäckablage gepasst hat, aber für eine Stunde wars mir egal. In Frankfurt angekommen mussten wir in einen Bus (Flieger konnte nicht zu einem Gate, weil er zu klein war, irgendwie schon süß ;), und sind damit erstmal 15 Minuten herumgefahren, um zum Terminal zu kommen. Und dann noch mal gefühlte 15 Minuten durch den Flughafen, um zum richtigen Abfluggate zu kommen, Security Check etc.. Es war auf jeden Fall ein Kontrast. Der Flug selbst war auch spannend, vor allem die Tatsache, dass ich zwei Brasilianer neben mir hatte, und die Board Crew ja bekanntlichermaßen mehrsprachig ist, und ganz offensichtlich spanisch und wahrscheinlich auch portugiesisch gesprochen hat, haben sich meine beiden Nachbarn lieber an mich gewandt, um mir zu sagen was sie gerne hätten, damit ich das dann auf deutsch oder englisch weitersagen kann. Hat aber auch geklappt, so unkonventionell es auch war. 

 

In Sao Paulo kamen wir an und es hatte 33 Grad. Nicht dass wir was davon mitbekommen haben, wir standen in einer (sehr, seeehr) langen Schlange für die Security Checks. Der Flug nach Santiago war, bis 1h vorm Aussteigen (abgesehen davon dass mein Entertainmentsystem im Arsch war), eigentlich ziemlich in Ordnung. Dann war meine Toleranz für Klimaanlagen überschritten und ich kam mir vor als wäre ich schwer krank. 2 Stunden nachdem ich ausgestiegen bin und frische Luft geschnappt hatte, dachte ich nicht mehr mal an eine rennende Nase (und das war gestern?!)

 

Nachdem mein Hostel mich ja noch nicht einchecken lies, beschloss ich mal ne kleine Runde durch Santiago zu drehen. Noch orientierungslos wanderte ich von Straße zu Straße, amüsierte mich über die Ampeln (die zwar von 65 runterzählen wie lang die Fußgängerampel noch rot ist, aber wenn sie umschalten genau 8 Sekunden Zeit geben um über die Straße zu kommen, bei manchen zumindest) und manche Gestalten die so herumliefen, und stellte dann traurig fest, dass ich überhaupt gar nichts verstand. (ich bin aber fest davon überzeugt, es war die Müdigkeit, heute war es viel besser...) Mein Essen bekam ich, weil ich einfach immer si sagte und hoffte, dass ich nicht gerade ein Organ bestellt hatte - aber es war eigentlich wirklich gut, wenn man die Umstände so bedenkt.

 

Nach dem einchecken wagte ich eine zweite Wanderung, bis dahin noch unschlüssig, ob mir Santiago sympathisch ist oder nicht. Nachdem wir eine Walking Tour gemacht haben, wo wir natürlich viele Sehenswürdigkeiten abgeklappert haben, und viel über die Geschichte von Chile gehört haben, war dies eher leichter. Wurde aber noch leichter gemacht durch die Geschichten über die Coffee Shops in Santiago. Was vor allem lustig war als unsre Gruppe vor dem Coffee Shop mit abgedunkelten Scheiben stand und plötzlich 4 sehr gut gekleidete und zufrieden wirkende Herren heraustraten, und wir sie alle wissend anschauten. Sie hatten es plötzlich sehr eilig...

Abgesehen von einem kleinen Drink und natürlich viele Tipps was wir sonst so machen könnten, war mein erster Tag sonst eigentlich recht unauffällig. Abgesehen von den 3 sehr charmanten Herren, die der Meinung waren, dass 3.00 morgens doch eine wunderbare Zeit ist, um das Licht einzuschalten und einfach mal laut loszuplaudern. Da es mein erster Tag war, wollte ich nicht wütend werden und habe mich wirklich bemüht, charmant zu bleiben. Es war sehr schwer, aber nach dem 10 genervten Schnauben habens auch die 3 verstanden und die Klappe gehalten. Für den Lichtschalter musste ich noch knappe 5 Minuten ausharren, es ist ja schließlich wichtig, um diese Zeit alles im Blick zu haben... Ich habe dann dafür am Morgen mit extra viel Freude ein bisschen mehr Lärm wie nötig gemacht...

 



Der zweite Tag in Santiago begann, abgesehen von den drei Herren natürlich, mit einem ausgiebigen und interessanten Frühstück. (Bananen mit Zimt, unter anderem?) Nachher habe ich eine kleine Wanderung durch die Stadt gemacht, die sich am Ende des Tages als etwas größer herausgestellt hat (so an die 15km warens dann doch). Mir ist recht schnell aufgefallen, dass ich mir nie Sorgen machen müsste, falls ich mal krank werden würde, es gibt zwischen der nächsten U-Bahn-Station und meiner Unterkunft 8 Apotheken, und da sind nur die gezählt, bei denen ich direkt vorbeigelaufen bin. In Seitenstraßen bzw auf der anderen Straßenseite gäbe es noch mehr. Wohlgemerkt geht man nur 5 Minuten. Aber sicher ist sicher, könnte ja sein dass man es nicht 2 Meter weiter schafft. Wie eine Apotheke neben der nächsten Geld macht, ist mir unerklärlich, aber irgendwie wirds schon möglich sein, es ist nämlich in ganz Santiago so.

 

Santiago ist mir heute immer sympatischer geworden. Zum einen, wunderbares Wetter (23 Grad, fühlt sich aber wärmer an, in einem seeehr angenehmen Sinn) und die Leute sind wirklich nett. Manche auch durchgeknallt, aber die meisten wirklich nett (wenn man sie versteht). Manche laufen singend durch die Straßen, keiner beachtet Ampeln (was verständlich ist, wenn es ein 65:8 Ratio gibt..), und so viele, die Säfte, gebrannte Mandeln und eigentlich alles was man jemals brauchen könnte, und vor allem alles, was man wahrscheinlich nie brauchen kann (an die Dame gerichtet, die mit einer Pikachu-Maske durch die Stadt gegangen ist..), wird hier verkauft. Und Schuhe werden geputzt. Es ist ziemlich anders zu Europa, aber trotzdem sehr nett.

 

Ich hab auch einige Komplimente bekommen. Hoffe ich zumindest, ich hab nicht viel verstanden, aber mir wurde dabei meistens zugelächelt. Zumindest hab ich scheinbar schöne Augen und bin eine hübsche Skandinavierin. Aber so weit weg von Skandinavien sind wir ja nicht, und mit meiner Albino-Haut kann man das ja auch mal verwechseln. Der Obst- und Gemüsemarkt in Santiago ist wahnsinnig. Bei einem der Stände wollte ich ein Foto machen, aber um nicht unhöflich zu sein, habe ich gefragt. Plötzlich rennt jemand von der andren Richtung daher und schreit ich sollte doch auch ein Foto von ihm machen. Ein interessantes Erlebnis, auf jeden Fall. Ich hatte allerdings viel Spaß dort und die Auswahl ist gigantisch. Auch wenn ich oft nicht wusste, was genau ich grade anschaue, bzw mich zeitweilen gefragt habe, ob das nun Kartoffeln (wegen Größe und Form), oder Kiwis (wegen Behaarung) sind. Scheinbar warens Kiwis...

 

Nach dem Markt habe ich einige Aussichtsplätze unsicher gemacht (und dabei meine Wasserflasche verloren..). Santa Lucia und Cerro Cristobal. Ersteres ist relativ nahe bei mir, und ich bin gestern schon vorbeigegangen. Daher habe ich mich schon sehr darauf gefreut, das genau zu erkunden, und die Sicht über die Stadt war fantastisch. Leider ist relativ viel Smog über der Stadt und es ist teils schwer, viel zu erkennen.

 

Cerro Cristobal ist noch größer und auch ein großartiger Aussichtspunkt um die Stadt besser zu sehen. Leider war es dort fast unmöglich, die Skyline und die dahinter liegenden Berge (wie man mir sagt, gesehen hab ich sie nicht wirklich) gut zu erkennen. Cerro Cristobal war aber auch anders sehr interessant. Zum einen mit einer Outdoorkirche und überall herumstehenden Kreuzen (sehr schöne, muss man dazu sagen), und zum anderen natürlich mit der Aussicht. Wobei mir die Kirche viel mehr gefallen hat, vor allem die Ironie mit 'Silencio'-Schildern überall, und der Gospelmusik, und im Hintergrund seeehr laute Sirenen in der Stadt. Ich weiß nicht obs nur ich bin, aber das fand ich ziemlich lustig.

 

Nachher wollte ich eigentlich nur noch in Richtung Hostel, aber ich wurde dazu überredet, etwas zu essen. Ganz nach meinem Motto - 'Giftig wirds schon nicht sein' habe ich schließlich ein Gericht bestellt - und es war nicht giftig. Während dem Essen habe ich mich dann mit einigen vom Nachbartisch unterhalten, und wir sind schließlich 'auf ein Getränk' zu einem benachbarten Lokal gegangen. 5 Stunden später wieder raus, eher unerwartet aufgrund eines kleinen Zwischenfalles. Ich habe allerdings festgestellt, dass ich noch ein paar Möglichkeiten suchen muss, wie ich jemandem Österreich besser erklären kann (bzw berühmte Personen), da mir die Personen, die bekannt waren, nicht wirklich zugesagt haben (aber ich war doch beeindruckt, wenn auch nicht positiv, dass es überhaupt bekannt ist..)

 

Falls da jemand ne Idee hat ;)

 

Im Rückblick ist es schwer zu glauben, dass ich noch nicht mal 2 Tage hier war, ich habe zumindest das Gefühl, dass es schon länger ist, da ich auch sprachlich schon ein bisschen besser drauf bin (solange RICHTIG LANGSAM gesprochen wird), und in ein paar Wochen wird das dann schon was. Aber ich freue mich jetzt auch wirklich auf Vina del Mar, die Pazifikküste und den Sprachkurs - und melde mich bald mal wieder!

 

Hasta luego!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria (Dienstag, 03 Mai 2016 18:55)

    Wie wär´s mit Mozart?