Das Leben an der Pazifikküste

Als ich mein Jahr in Südamerika geplant habe, war mir immer klar, dass ich auch einen Sprachkurs machen wollte. Ich habe mich relativ früh dafür entschieden, dies in Chile zu machen, einen spezifischen Ort habe ich aber erst relativ spät festgelegt - Vina del Mar, an der Pazifikküste - und dass ich die mag, war mir ja bereits vor 5 Jahren in Vancouver bekannt.

Meeresrauschen und eine salzige Brise...

Vina del Mar liegt ca 2h von Santiago entfernt, die Busreise war überaus angenehm (nicht zu vergleichen mit Bussen in Österreich) und die Landschaften paradiesisch. Das waren die Landschaften, bis ich angekommen bin. Und dann, nachdem ich meine Sachen ausgepackt habe, habe ich mich in Richtung Meer begeben. Und mit meilenlangen Sandstränden, strahlend blauem Himmel, Palmen und einer frischen Meeresbrise kann man sich doch gar nicht unwohl fühlen?


Zudem sei erwähnt dass Vina del Mar gerade vor kurzem wieder als lebenswerteste Stadt Chiles auserkoren wurde. Es ist nicht schwer zu erkennen wieso! Zu den zahlreichen Stränden kommen auch noch unzählige Parks, die ich in den letzten Tagen auch schon ausgiebig erkundigt habe, sowie eine äußerst internationale Küche.

Natürlich will ich euch nicht meine persönlichen Erfahrungen vorenthalten. Von der oben erwähnten Beschreibung werdet ihr euch noch kein so gutes Bild machen können.


Nun, zum einen, und das muss ich einfach nochmal erwähnen, sind die Strände wirklich wunderbar. Ich wäre zwar nicht so wahnsinnig um dort auch baden zu gehen (ist bei den meisten auch verboten, sehr viele Strände sind nur für Sport), da das Wasser nur ca 17 Grad hat, aber für mich war es schon immer eines der schönsten Sachen wenn ich an einem neuen Ort gekommen bin, einfach mal zum Wasser zu laufen, und mit den Füßen darin herumzulaufen (bis sie halb abgefroren sind), und mich dann irgendwo in den Sand zu setzen, und einfach ins Wasser hinauszustarren.

Vielleicht gehts nur mir so, aber ich finde dies immer sehr beruhigend bzw entspannend.


An den meisten Stränden laufen sehr viele Verkäufer auf und ab, mit Empanadas, Getränken, Eis, oder auch mit Spielzeug, verdursten oder verhungern würde man also nie, man müsste nichtmal aufstehen. Außerdem sind an den größeren Stränden bei den Gehwegen auch immer sehr viele Verkaufsstände mit dutzenden Souvenirs, Getränken, Snacks etc... Es gibt viel zu sehen und viel zu verkosten...


Ich habe auch festgestellt dass Chilenen äußerst freundlich sind. Sie sprechen zwar sehr schnell (vor allem in Supermärkten), aber sie sind immer sehr bereit etwas zu wiederholen und dir zu helfen. Außerdem wirke ich scheinbar sehr hilflos auf manche von ihnen, und wurde schon von zwei NAVY-Männern darauf aufmerksam gemacht, vorsichtig zu sein, und falls ich jemals ein Problem habe, anzurufen. Neue Freunde zu finden, wäre also nicht schwer ;)

Neben neuen Freunden, kann man auch neue Haustiere finden. Nachdem ich eher ein Katzenmensch bin, habe ich nicht so viel Freude an Hunden, aber in Chile gibt es massenhaft Hunde. Ich habe dies schon von mehreren Seiten gesehen. Die Hunde tun einem zum einen äußerst leid, aber bei der Menge kann man einfach nicht mit jedem Mitleid haben. (in Santiago sind es zB ca 100.000 Streuner, in Vina weiß ich es noch nicht). Sie sind zwar meistens sehr brav, und ich habe schon gehört, dass sie sehr hilfreich sein können, weil sie mit dir mitwandern, und dich jeder in Ruhe lässt, wenn ein Hund neben dir ist, aber ich habe auch schon die negativen Seiten davon gesehen. 

Als ich mir neulich eine Pizza geholt hatte, wollte ich die im Park essen. Ich hatte mich noch nicht einmal hingesetzt, als schon ein Hund vor mir stand und aufgeregt an meiner Schachtel roch. Sofort kam ein junger Mann dahergerannt und wollte ihn wegjagen. Funktionierte nicht so ganz, (aber ich wirke, wie gesagt, scheinbar sehr hilflos), und ich bedankte mich und suchte mir einen anderen Platz, ca 50 Meter entfernt (aber eindeutig außerhalb der Sichtweite!)

Wiederum hatte ich mich kaum hingesetzt, schon stand der selbe Hund wieder vor mir. Da ich nicht bereit war, die ganze Zeit zu wandern, beschloss ich einfach jetzt und da zu essen, zog es aber vor mein Getränk nicht zu öffnen, sonst wäre meine Pizza in der Zwischenzeit wohl mal abgeschleckt geworden. Ich bekam zwar ein leicht schlechtes Gewissen, als ich mit großen, traurigen Augen angestarrt wurde, aber der Hunger war größer, und so stand der Hund vor mir, bis ich fertig gegessen hatte. Als ich aufstand und einen Mülleimer suchte, ging er mir hinterher (die Hoffnung war scheinbar noch da), und er wich nicht von meiner Seite, bis ich die nächste Straße überquert hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht mehr, ob ich verärgert sein sollte oder Mitleid hatte. Aber wenigstens keinen Hunger mehr...


Abgesehen von Hunden und Stränden habe ich natürlich auch einiges anderes in Vina gesehen. Zum einen, die Blumenuhr, die in Vina berühmt ist, und zum andren Castillo Wulff. Das war das erste Mal in Chile, wo mich jemand ohne dass ich vorher irgendetwas gesagt hätte, einfach mal auf deutsch angesprochen hat. Kann man ja scheinbar mal probieren. Ich persönlich finde es zwar immer etwas ärgerlich, aber nachdem sie dann auch spanisch mit mir gesprochen haben (Chilenen die in Deutschland gelebt haben), war es recht ok.


Heute war auch mein erster Tag in der Sprachschule. Die Sprachschule ist recht nett, aber leider, wie fast alles, von deutschsprachigen Schülern überlaufen. Von 6 neuen Schülern heute waren 3 Deutsche, eine Holländerin, eine Schweizerin und ich. Im Pausenraum sprach jeder mit mir deutsch. Finde ich immer sehr schade, wenn man schon so weit weg ist, und versucht eine neue Sprache zu lernen, aber ich alleine werde es wohl nicht ändern können. Ich war allerdings sehr erstaunt (bei vielen eher negativ), wie wenig manche Menschen nach mehreren Wochen in der Sprachschule, in einem spanischsprechenden Land tatsächlich sprechen können. Oder im Vergleich auch Schüler die die Sprache mehrere Jahre lang in der Schule gelernt haben. Auch wenn ich schon lange der Meinung war, dass Sprachen lernen in Schulen nicht unbedingt hilfreich ist, wenn man dann nicht wenigstens einige Wochen im entsprechenden Land ist und die Sprache auch anwendet. Aber wenn ich denke, dass ich mir Spanisch praktisch nur selbst beigebracht habe (und 1 Jahr in der Schule hatte, vor über 8 Jahren), und natürlich auch den Vorteil habe, dass Italienisch gewisse Ähnlichkeiten hat, hätte ich nie gedacht, dass ich trotzdem fließender Sprechen kann, wie andere die schon seit Wochen Konversationskurse besuchen bzw die jahrelang eine Sprache in der Schule gelernt haben.


Aber nachdem heute erst der erste Tag war, bin ich gespannt, was die nächsten Wochen so bringen...

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