Die Farben von Valparaiso

Wenn man in Chile ist, oder nach Chile fährt, oder über Chile liest, führt eigentlich kein Weg an Valparaiso vorbei. Und nachdem ich ja quasi in der Nachbarschaft bin, habe ich der Stadt einige Besuche abgestattet. Einmal, relativ spontan, am Dienstag, und einmal am Samstag, um die Stadt ein wenig kennen zu lernen.

Valparaiso - Farbenfroh, viele Graffitis und viele streunende Hunde

Das beschreibt Valparaiso eigentlich ziemlich gut. Es gibt natürlich auch vieles anderes darüber zu sagen. Valparaiso gibt es zum Beispiel nicht nur einmal. (Es wurde nach einer spanischen Stadt benannt, von der der 'Gründer' stammte). Als ich am Samstag eine Stadttour machte, bekamen wir einiges an Hintergrundinfo zu Stadt. Valparaiso wurde zu einem beliebten Ort während dem Goldrush. Europäer, die nach Kalifornien wollten, mussten Südamerika umsegeln, und dann nach oben fahren, um nach Kalifornien zu kommen. Ich vermute mal, ich bin nicht die einzige, die denkt dass fliegen doch um einiges unkomplizierter und vor allem, schneller ist.

Damit die Schiffe durch die verschiedensten Meeresströmungen kamen, hatten die Europäer oft Fässer mit Farben mit, und auch anderes Konstruktionsmaterial, dass sie dann, wer hätte das gedacht, bei einem Zwischenstopp in Valparaiso abluden, weil sie es ja offensichtlich nicht mehr brauchten. Die Einwohner der Stadt wiederum machten sich dies zu Gute und benutzten die Farben, um die Stadt so bunt zu gestalten, wie sie jetzt bekannt ist.


Nach dieser kurzen Geschichtslektion wirds dann auch eher lustig. Und damit meine ich nicht denk Fakt, dass Valparaiso nicht nur die erste Kirche für Protestanten in Südamerika hatte, sondern auch die erste Kirche für Protestanten mit einem Kreuz drauf. Könnte man ja mal bei der Millionenshow brauchen!


Ich habe eigentlich schon seit ich in Vina angekommen bin, immer auf gutes Wetter gewartet, um Valparaiso zu erkunden. Gutes Wetter und viel Zeit. Aber obwohl das Wetter nie schlecht war, hatte ich teils auch andere Pläne und nachdem ich eh für 4 Wochen hier bin, hat es auch keinen Stress. Aber am Samstag packte ich schließlich meine Tasche und machte mich auf den Weg, um mir selbst einen Überblick über die Stadt zu machen. Aber das war nicht das erste Mal, dass ich hier war...

 

Das erste Mal war ich am Dienstag in Valparaiso. Um diese Geschichte richtig zu erzählen, muss ich noch ein bisschen ausholen. Wie ich schon öfter erwähnt habe, habe ich ja Spanischunterricht am Vormittag. In meiner Schule gibt es sehr viele Deutsche. Die sprechen, was mich meistens (oder eigentlich immer) sehr ärgert, eigentlich generell nur deutsch, vor allem in der Pause, und auch obwohl Leute anwesend sind, die kein Deutsch sprechen. Was aber viel ärgerlicher ist, dass sie in den Unterrichtsstunden teils gar nicht, oder nur wenig sprechen, oder ebenfalls deutsch. Um dies alles ein wenig zu vermeiden, orientiere ich mich gewöhnlicherweise an den nicht-deutsch-Sprechern, bzw an solchen, denen es auch am Herzen liegt, die Sprache (in dem Fall spanisch) zu lernen.

Als also ein paar von diesen über ein Konzert in Valparaiso sprachen, dachte ich mir. Naja, warum nicht. Jazz ist zwar nicht meins, aber lustig wird es sicherlich, mit ein paar Leuten unterwegs zu sein. Wir vereinbarten also, uns später vor der Schule zu treffen. Also stand ich ein paar Stunden später dort, gemeinsam mit Rasmus und wir warteten auf Kevin. Es ist nicht ungewöhnlich auf Kevin zu warten, er ist immer zu spät. Wir haben uns recht gut darüber amüsiert, weil wir jeden Morgen Wetten darüber abgeschlossen hatten, wie viel er heute zu spät kommen würde. Was er wiederum meistens mit einem Augenrollen quittierte. Leider ist er nächste Woche nicht mehr da. 

 

Als Kevin schließlich ankam, hatte er schlechte Nachrichten. Er hatte eigentlich nur nach Events in Valparaiso gesucht. Erst als er sich nach der genauen Adresse erkundigt hatte, wurde ihm klar, dass irgendwas falsch gelaufen war. Wie ich vorher schon erwähnt habe, Valparaiso gibts nicht nur in Chile. Dieses Konzert war in Valparaiso, Michigan. Wir hatten also offensichtlich zwei Möglichkeiten. Entweder nach Michigan fahren, wobei wir in diesem Fall wahrscheinlich eher zu spät beim Konzert ankommen würden, oder einfach nach Valparaiso fahren und ein anderes Konzert suchen. Wir entschieden uns, logischerweise, für die erste Möglichkeit.

Als uns dann aber klar wurde, dass uns die Micros für 420 pesos nicht nach Michigan bringen würden, und wir noch dazu wahrscheinlich am nächsten Tag zu spät in der Schule wären (und das könnten wir Kevin nicht antun, er sollte doch ein Unikat bleiben), beschlossen wir schweren Herzens doch ins benachbarte Valparaiso zu fahren. Rasmus und Kevin waren sich sicher, dass es auch woanders ein Konzert geben würde. Ich war mir nicht so sicher. Aber naja, es war Dienstag, 19.00. Natürlich kein Jazzkonzert in Valparaiso. Nachdem die beiden vorher schon mal in Valpo waren, bin ich ihnen einfach mal gefolgt (was sich im Nachhinein als schlechte Idee herausgestellt hatte) und bald mühten wir uns einen Hügel hinauf. Und Treppen, so viele Treppen. Natürlich hatten sie keine Ahnung wo wir waren, und kaum oben angekommen, gingen wir eine Straße weiter, und, wer hätte es gedacht, wieder hinunter. Als wir später auf dem Heimweg waren, war es recht lustig, weil wir festgestellt hatten, dass wir wirklich in der Nebenstraße unseres Ausgangspunktes gewesen sind.


Um den Abend nicht komplett zu verschwenden (das würde ja niemand wollen), verkosteten wir einige verschiedene Biersorten (cerveza, das wichtigste Wort in Spanisch) und begannen, Karten zu spielen. Ich hatte Schwierigkeiten damit, ihnen die Namen einiger Karten zu erklären, und so benannten wir sie einfach Kevin und Rasmus. Die anderen erklärten sich eigentlich von selbst. Und nachdem sie das Spiel dann auch mal verstanden hatten, war es auch ziemlich lustig.


Nach der Bar versuchten wir uns an einer Pizza. Der Kassier versuchte, Kevin zu bescheißen, und ihn dreimal mit der Kreditkarte bezahlen zu lassen, weil er immer sagte, die Karte hätte nicht funktioniert. Nachdem wir hartnäckig blieben, gab er ihm schließlich das Geld zweimal zurück (in bar) und wir hoffen irgendwie, dass die Karte wirklich nicht funktioniert hat. Trinkgeld hat er auch nicht bekommen. Hat er nun wirklich nicht verdient...


Nachdem ich meine Kamera am Dienstag nicht mitgenommen hatte (zum einen wegen dem Wetter, und zum anderen, da Valparaiso manchmal eher gefährlich für Diebstähle ist), werde ich sicher bald zu den Plätzen zurückgehen, an denen wir versehentlich vorbeigegangen sind. Am Samstag beschloss ich es aber anders zu machen. Ich stieg bei der erstbesten U-Bahn-Station aus und ging einfach mal die Straße hinauf, hoffend dass es mich irgendwo hinbringen würde, wo es was zu sehen gäbe. Ich kam tatsächlich zu La Sebastiana, einem der Häuser von Pablo Neruda. Außerdem waren noch einige wirklich coole Graffiti auf dem Weg zu sehen.


Später machte ich mich auf zum Hauptplatz, wo eine Bühne für den Abend aufgebaut wurde. Ich hatte aber noch einiges an Zeit totzuschlagen (da ich erst um 15.00 eine Walkingtour machen wollte), also ging ich zu einem der Aufzüge, für die Valparaiso bekannt ist. Sie sind zum einen spottbillig, aber auch sehr toll (man erspart sich viele Stiegen) und man hat einen super Ausblick auf die Stadt. In Valparaiso findet man eigentlich, egal wohin man geht, ein besonders schönes Haus, ein besonderes Graffiti etc. Viele verschiedene Plätze um tolle Fotos zu machen, und ich musste mich beeilen, um noch zu meiner Tour zu kommen.


Die Tour selbst war auch ziemlich cool. Zum einen, weil sie gratis ist, man kann am Ende selbst entscheiden, wieviel Trinkgeld man dem Guide gibt, und zum anderen, weil man zu vielen Plätzen kommt, von denen man normalerweise nicht gewusst hätte, bzw über Plätze hörte, die man sonst wahrscheinlich übersehen würde. Und die Hintergrundinfos zur Stadt sind natürlich auch nicht zu verachten. Denn viele davon würde man, wie ich auch schon in Santiago festgestellt hatte, selbst nie erfahren bzw sich nicht so damit beschäftigen, um das auch zu suchen.

 

Weil ich vermeiden will, dass jemand vorm Bildschirm einschläft, werde ich jetzt einfach noch Valparaiso für sich selbst sprechen lassen, ein Bild sagt schließlich mehr als tausend Worte. Ich selbst werde sicher noch öfter nach Valpo fahren, um ein paar der anderen tollen Graffiti oder Stiegen zu finden, bzw auch noch mit mehr von den Aufzügen zu fahren, und Essen und Getränke zu verkosten. Und dann werdet ihr sicher wieder davon hören...


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Kommentare: 1
  • #1

    Susanne (Samstag, 28 November 2015 12:08)

    Coole Fotos :-)