eine weitere Schatzsuche

Ursprünglich wollte ich nur 2 oder 3 Tage in Pucon bleiben, aber weils mir so gut gefallen hat, hab ich meinen Aufenthalt schon zweimal verlängert. Leider werde ich jetzt morgen wirklich abreisen, wenn ich dann auch mal mein Ticket bekomme. Scheinbar Systemprobleme. Man wird sehen. In den letzten Tagen bin ich gewandert, mich entspannt, hatte Action, bin noch mehr gewandert, und hab noch ein bisschen mehr entspannt. Und dann war da noch meine Tollpatschigkeit und bescheuerte chilenische Karten.

Not all those who wander (are / get) lost - but I do...

Ich glaub man kann durchaus erkennen, dass ich Chile wirklich gerne mag. Die Leute, das Essen, die Natur, und natürlich auch so ziemlich alles anderes. Aber ganz ehrlich, wenn es darum geht, Karten zu machen, dann sind sie so richtig beschissen. Ich habe schon kurz darüber gemotzt, als ich am Samstag zum Wasserfall gewandert bin. Das war nämlich wirklich die furchtbarste Karte, die ich je gesehen habe, und jeder, den ich bis jetzt getroffen habe, hat mir hier nur zugestimmt. Und ja, es ist wirklich so bescheuert. Denn warum würde man auf einer Karte sagen: Klettere über die Barriere und geh irgendeinen Schleichpfad hoch, wenn direkt daneben die Straße (verkehrstauglich!) geht, wo man genauso gehen kann. Oder: Von diesem Punkt (den man, wenn man der Karte folgt, sowieso nicht findet), musst du noch 110 Schritte gehen, bis du zum Wasserfall gehst. Ich mein, wer erwartet denn wirklich, dass wir hier zählen? Abgesehen davon, dass doch eh jeder verschieden große Schritte macht, und man das abwärts wohl wirklich nicht vernünftig zählen kann.


Aber ok, genug über den Samstag. Am Sonntag hatte ich beschlossen El Cani zu besuchen. Natürlich habe ich erstmals den Bus verpasst, aber das hat mich dann aber auch gar nicht weiter gewundert. Ich hab mal nen kurzen Spaziergang zum See gemacht, und bin dort ein bisschen herumgewandert, bevor ich schließlich auf den nächsten Bus (eh nur 1,5h später) gewartet habe. Die Tatsache, dass es eine offizielle Mappe gab (nicht nur eine selbstgemalte), machte mich durchaus zuversichtlich. Aber man soll den Tag ja nicht vorm Abend loben, denn diese Karte war genauso furchtbar wie die selbstgemalte. Es wurde uns gesagt: einfach gerade aus auf dieser Straße gehen, bis das erste Zeichen ist. Nachdem ich das Zeichen nie gesehen habe, bin ich einfach mal weitergewandert, so circa eine Stunde. Als ich dann von Schafen umrundet war, war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht richtig war. Ich war an dem Punkt sehr glücklich darüber, dass mein Spanisch durchaus akzeptabel war, denn ohne das hätte ich mich mit den Anwohnern nicht unterhalten können. Nachdem ich ein bisschen herumgesudert habe, dass ich jetzt wohl nicht mehr raufkommen würde, fuhren sie mich netterweise wieder zu dem Punkt zurück, an dem ich nach oben gehen sollte. Der absolut nicht markiert ist, und der Karte nach auch unlogisch war (weil man demnach eher gerade aus ging, und nicht plötzlich scharf rechts abbiegen würde...) Aber es wäre ja nicht so, als hätte ich nicht schon solche Erfahrungen mit Karten gemacht.


Nachdem ich also endlich auf dem richtigen Weg war, machte ich mich auf nach oben, und überholte merkwürdigerweise trotz allem noch einige Gruppen, die eigentlich gleich weggegangen waren, wie ich, aber offensichtlich den Schafen keinen Besuch abgestattet hatten (Sonst hätte ich sie ja gesehen). Aber darüber wollte ich mich dann ja wirklich nicht beschweren. Ursprünglich hatte ich geplant sowohl den Aussichtspunkt, als auch die Seen zu bewandern, aber mir war recht schnell klar, dass sich dies wahrscheinlich nicht ausgehen würde, weil am Sonntag  so wenige Busse fuhren, und ich es wirklich nicht riskieren wollte. Also lies ich die Seen aus, und machte mich direkt auf den Weg zum Aussichtspunkt, und es war den Weg auf jeden Fall wert. Die Aussicht war einfach unglaublich. Ich werd jetzt aber die Bilder für sich selbst sprechen lassen.

Weil ich nach der Tageswanderung in El Cani, dem Wasserfall (bzw den Wasserfällen) am Tag vorher und den zahlreichen Busfahrten noch ziemlich k.o. war, beschloss ich schließlich, mich auf den Weg zu den Thermen zu machen (termas geometricas). Abgesehen davon, dass sie wirklich wunderschön waren, war es natürlich auch sehr entspannend. Mit 19 pools mit Temperaturen zwischen 36 und 49 Grad, hatte man auch eine gute Auswahl, auch wenn mir der letzte dann doch zu warm war.


Und dann gab es auch noch einige Wasserfälle und kalte Pools (mit ca 8 Grad). Die habe ich dann eher vermieden, und habe mich in den warmen, und sehr entspannenden aufgehalten. Das lustige war auch, dass wir vorher gewarnt wurden, dass die Thermen teilweise recht voll waren. In meinem Fall (und ich will hier wirklich kein Mitleid ernten), beschloss ich immer, wenn mehr als 3 Leute in einem Becken waren, das Becken zu wechseln. Weil 4 ist schon viel zu viel. Aber ich muss sagen, dies kam eigentlich fast gar nie vor. Aber ich hoffe ich klinge jetzt nicht verwöhnt. Sonst am besten die Bilder überspringen...

Am nächsten Tag, mit frischer Energie, war ich Canyoning. Nachdem ich es allerdings geschafft habe, ein Video zu machen (und das hat ja auch nur 3 Tage gedauert, weil sich das blöde Studio immer aufgehängt hat, wenn ich fast fertig war, und sich geweigert hat, die gespeicherten Dateien zu öffnen) - werde ich mich hier mit Bildern eher bedeckt halten, habe ja sowieso kaum welche, weil ich mich auf Videos konzentiert habe. Canyoning selbst war aber richtig cool, mit abseilen, Ziplines, ins Wasser springen, schwimmen etc. Und mit den Wetsuits wars eigentlich auch richtig angenehme, und es wurde uns überhaupt nicht kalt, und auch den Wind haben wir erst mitbekommen, als wir wieder zurück im Ort waren.


Am Abend gönnte ich mir dann Sushi & Mojitos, mit einigen anderen Leuten vom Hostel. Mit einem Blick auf den Vulkan noch dazu, aber das hatten wir uns auch wirklich verdient. Und als wir dann wieder zurück gingen, konnten wir sehen, wie der Vulkan orange glühte. Pucon ist ein ziemlich toller Platz, wenn man es so sieht. Denn selbst wenn der Vulkan ausbrechen würde, würde die Lava in die andere Richtung fließen (habe ich zumindest gehört), also hätten wir auch noch Zeit, um Fotos zu machen. Also dann...

Und dann gibts da noch einen anderen Nationalpark. Er heißt Huerquehue, und ist wirklich cool, aber den Namen werde ich eher nicht nochmal hernehmen, weil ich ihn immer vergesse, und es viel zu viel Arbeit ist, sich dauernd die ganzen Namen zu merken. Also, der andere Nationalpark eben. Der, der nicht El Cani ist.


Der andre Park war auch wirklich cool. Es dauerte zwar noch länger, dort hinzukommen (mind 1,5h) und die Busverbindungen waren ungefähr genauso schlecht wie beim andren Bus (genau 3 Busse am Nachmittag zurück, entweder 14.10, 17.10 oder 19.30). Aber eigentlich sollte ich mich nicht darüber beschweren, wenn man bedenkt dass bei uns im Dorf das bei normalen Verkehrsbussen auch teilweise so ist. Und teurer sind sie auch.

Aber mein bestes Kunststück an diesem Tag war doch sicherlich, dass ich mich mit meinem Rucksack bei jemandem anderen verhakt hatte, und bevor ich einen Meter gegangen bin, mal in die Knie gegangen bin. Bzw auf eines, und das hat dann richtig nett geblutet. Zu dem Zeitpunkt beschloss ich, es einfach mal zu ignorieren, und das ging soweit auch gut. An dem Zeitpunkt zumindest.


Aber ja, erinnert ihr euch, wie ich mal gesagt hab, dass Karten in Chile furchtbar sind? Ich habs eventuell schon einmal erwähnt. Nun ja, hier war es anders. Sie gaben uns grundsätzlich keine und sagten uns: Es ist eh alles super markiert. Der Unterschied von super markiert in Chile und Europa ist wahrscheinlich ungefähr gleich groß wie die Definition von Pünktlichkeit...


Ich begann also einfach mal loszugehen (nicht ohne vorher die einzige Karte in der Gegend mal abzufotografieren), und kam recht bald zum ersten See. Und der war sehr schön. Wirklich sehr schön. Auf dem Weg nach oben nahm ich zweimal eine kurze Abzweigung zu Wasserfällen (und ich war mehr als nur beeindruckt, dass die angeschrieben standen, zu dem Zeitpunkt hatte ich noch volles Vertrauen an die ausreichende Markierung der Wege. Weiter oben kam man noch zu zwei Aussichtspunkten, und man konnte den ersten See mit dem Vulkan im Hintergrund sehen. Wirklich beeindruckend. Der Hauptgrund warum ich den Vulkan so gern mag? Er ist noch nicht ausgebrochen...


Beim Raufgehen gab es natürlich auch nur einen Weg, den man lang gehen konnte (außer die zwei Abzweigungen zu den Vulkanen, wie ich schon erwähnt habe), also wars eigentlich ziemlich leicht. Dann kam man an einen anderen See (Lago chico, auch wenn mir der Name nicht ganz einleuchtet), an dem auch noch kein Weg vorbeiführte. Und dann kam man zu einer Abzweigung, wo man dann zwischen Lago Verde und Lago Toro entscheiden konnte. Nachdem es eigentlich ein Rundweg sein sollte, beschloss ich einfach mal, zu dem hinzugehen, wo weniger Leute vor mir hingingen, also Lago Toro. Außerdem war er näher. Lago Toro war wirklich sehr hübsch, und ich habe sicherlich 1,5 Stunden dort verbracht. Aber ich war noch nicht mal ganz vom See weg, dann stand ein Schild, dass Lago Verde anzeigte. Laut der Karte machte dies keinen Sinn, weil man vorher noch bei anderen Plätzen vorbeigehen musste, also ignorierte ich es einfach, und wählte den anderen Pfad, der sehr bald so wirkte, als wäre seit Monaten keiner darauf gewandert. 

Aber das Leben ist ja schließlich ein Abenteuer. Als ich, circa 1,5 Stunden später, die ersten Leute traf, wurde mir gesagt dass der Pfad nirgends hinführte. Ich hatte aber noch Vertrauen. Oder Hoffnung. Oder beides, und beschloss, trotzdem weiterzugehen. Sonst hätte ich wahrscheinlich irgendwann umgedreht, und wäre für den Bus um 19.30 gerannt. Aber ca eine weitere Stunde später traf ich die nächsten Leute, die mir dann versicherten, dass ich auf dem richtigen Weg war. Jackpot!!!


Zwei Seen später führte mich der Pfad durch ein Schneefeld. Was das ganze dann natürlich gleich nochmal viel spannender macht, weil dort eigentlich wirklich noch niemand gelaufen war, und ich daher auch keinen Schuhabdrücken folgen konnte, und demnach einfach einen Kampf gegen den Wald hatte. Aber ja, Abenteuer, oder?


Das nächste Schild dass ich dann sah (und somit auch eines der ersten nach 5 Stunden) sagte mir, ich würde wieder zu dem See kommen, an dem ich am Anfang war, was mich dann wohl ans andere Ende des undokumentierten Pfades von vor vielen Stunden bringen würde. Und es hieß auch, dass ich nicht weit vom andren See weg war. Aber weil die Karten ja, wie schon mal erwähnt, beschissen sind, kam ich natürlich zuerst zum anderen See. Nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte, warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon 15.20 war. Weil ich nicht wirklich Lust hatte, auf den nächsten Bus um 19.30 zu warten, machte ich mich, voller Hoffnung, auf den Weg nach unten. Nach ca 10 Minuten rannte ein anderes Mädchen vorbei, die wohl den gleichen Plan hatte wie ich. Wir entschieden uns, gemeinsam nach unten zu springen, und schafften in weniger als 1,5h gute 7km. Auf das hinaus gönnten wir uns erst mal einen Kuchen, bis uns dann auffiel, dass wir noch immer ein Stück zurückzulegen hatten, und wir wieder zu sprinten begannen. Wir kamen dann aber mit über 20 Minuten extra Zeit an, was eigentlich ziemlich beindruckend war.

Im Bus war ich dann ziemlich K.O und schlief erstmal eine Runde. Und als ich aufwachte, konnte ich meinen rechten Fuß kaum bewegen, weil mein Knie so wegtan. Erinnert ihr euch noch dass ich am Morgen eine Knielandung gemacht habe? Ja, genau das...

Aber hey, wenigstens war es nach 22 km, und nicht dazwischen...

Am Abend gönnten wir uns noch einen hervorragenden Burger (der fast, wenn auch nicht ganz, an die Burger in Vina herankam), und beschloss dann, ins Bett zu gehen und mir heute mal nen entspannten Tag zu gönnen, um meinen Fuß zu entlasten. Und jetzt ist auch weider alles ok, aber das ist auch gut so, sonst wäre meine geplante Wanderung auf einen Vulkan bzw zum Torres del Paines wohl eher im Arsch...


Aber für jetzt melde ich mich  ab aus Pucon, aber natürlich nicht ohne ein paar Bilder vom anderen Park.

Morgen gehts auf nach Puerto Varas, und da hört ihr dann wieder von mir. Oder auf Instagramm, und da eigentlich täglich.



Und Kommentare sind, wie immer, sehr erwünscht ;)  

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria (Donnerstag, 10 Dezember 2015 12:09)

    Du hast ja eine aufregende Zeit hinter dir, - und wunderschöne Fotos. Ich schaue sie mir immer wieder gerne an.Es ist auch interessant zu erfahren, wie es dir so immer geht. Ich hoffe, du hast die Wunde gut desinfiziert und sie ist inzwischen komplikationslos verheilt?
    liebe Grüße