Wenn Einhörner Regenbögen pupsen...

Zu allererst muss ich mal sagen, dass jeder, der nach Patagonien kommt, auf jedenfall darüber nachdenken sollte, die Fähre von Puerto Montt nach Puerto Natales zu nehmen. Nicht in die andre Richtung, das wäre irgendwie sinnlos. Es ist zwar teuer, aber dafür so RICHTIG geil. Leider geil, oder? Wir waren schließlich auf einem Boot, und alle total normal. Ja, alle.

 

 

Na, sagen wir mal so, wenn man auf einer Fähre quer durch Patagonien fährt, wo man so ziemlich jede Landschaft (außer Wüste) sehen kann, was will man meer..? ;)

4 Jahreszeiten an einem Tag (oder mehr) - Willkommen in Patagonien!

Weil es richtig schwer ist, die letzten Tage in Worte zu fassen, will ich einfach nochmal wiederholen, wie cool es war? Wie cool war es. Super cooool.

 

 

Sagen wirs mal so, das Bild hier oben ist nicht das coolste, Ja, richtig, und das schaut in echt nochmal viel geiler aus. Vor allem, weil man da auch sieht, dass es zwei Regenbögen (oder Bogen?) sind. Weil Einhörner cool sind. Nein, das macht keinen Sinn, wenn man den Witz nicht versteht, aber macht nichts. Einfach Kopf schütteln und weiter lesen. Oder nur Bilder anschauen und den ganzen Blödsinn, den ich hier verzapfe einfach mal ignorieren.

 

 

Bilder auf einer Fähre zu machen ist eigentlich gar nicht so einfach wie man denkt. Zum einen rennt man ständig von der Vorderseite zur Hinterseite des Bootes, von Links nach rechts, von oben nach unten. Dann ists warm, dann ists kalt, dann regnets, scheint die Sonne, es ist wieder kalt und verdammt nochmal, Wetter, entscheide dich einfach. Aber das ist eben Patagonien. Wir hatten sicherlich nicht das beste Wetter, aber dafür gute Gesellschaft, und das ist dann ja auch schon was. Und wir hatten wenigstens Zeit zum Karten spielen. Prioritäten muss man auch haben.

 

Aber wir waren auch so recht beschäftigt. Da gits Berge, Wälder, kleine Inseln, Pinguine, Mini-Städe, halb versunkene Schiffe (naja, er hats versucht, nächstes Mal vielleicht nicht im Flachen probieren), Wale (beziehungweise das Wasser, dass der Wal hinaufgesprüht hat), das Meer, Vulkane, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang etc.. Ich glaub ich hab nichts vergessen, und wenn doch, ja, das war auch da. Aber nachdem Patagonien wirklich lustig ist, wie ich schon erwähnt habe, konnte es auch vorkommen dass du zwar hinten noch Fotos vom strahlend blauen Himmel machst, und dich dann umdrehst und auf die Vorderseite gehst, und dort hagelts, und weil ich eben so ein Glückspilz bin, wurde ich dann auch gleich mal direkt unterm Auge von einem Hagelkorn getroffen. Das war lustig. Ich hab dann beschlossen dass ich das mit dem Foto machen jetzt mal lasse und habe mich untergestellt. Ja, es tat weh, nein, es tut nicht mehr weh, und verdammt, warum immer ich? Aber ich bin nicht ins Wasser gefallen, und das ist ja schon mal was. Und falls ich das getan hätte, wären sicher viele Leute gekommen und hätten mir einen Rettungsreifen runter geworfen. Für das wurden wir immerhin geschult.

 

Aber ja, es war trotzdem ziemlich lustig, wenn man mal davon absieht, dass wir die ganze Zeit hin und hergerannt sind, Klamotten an und ausgezogen haben, weil warm kalt warm Sonne Regen warm Hagel kalt Sonne, ich mein, das wäre ja genug, aber dann muss sich das Boot natürlich auch bewegen, und dann versuch mal nicht hinzufallen und dir nicht wehzutun (ich bin so beeindruckt von mir) und noch ordentliche Fotos zu machen. Aber schauts euch am besten mal selbst an.

Wenn ich darüber nachdenke, dass ich über 96 Stunden auf einem Schiff verbracht habe, dann klingt das eigentlich auch ziemlich wahnsinnig. Ich mein, ja gut, ich hab über 500 Fotos gemacht, aber das liegt auch daran, dass ich so ziemlich jede Einstellung ausprobiert habe, die es so gibt, und es noch dazu einfach die meiste Zeit geregnet hat, und Regentropfen gerne mal meine Bilder ruiniert haben, und ich die meiste Zeit damit verbracht habe, meine Kamera wieder abzuwischen und nochmal versuchen. Und nochmal, und nochmal. Aber ich mein, wenn man solche Landschaften hat, und das nicht ausnützt, dann wäre man wohl wirklich wahnsinnig. Und dann gab es trotzdem die Zeiten wo ich aus dem Fenster geschaut habe und gedacht habe, wow ist das schön, und dann mit den Schultern gezuckt habe. Hab doch eh schon mehr als genug Fotos und ich werd die sicher nicht noch hunderte Male anschauen. Aber es war wirklich schön, das kann ich euch sagen!

Gut, was macht man nun wirklich auf einem Schiff für 96 Stunden? Ich glaub ich kann es ziemlich schnell zusammen fassen. Und nur weil ich denke, dass die meisten denken: saaaaufen. Ne. Das wars nicht. Alkohol war nicht erlaubt an Bord. Was wahrscheinlich auch besser war. Wenn unsere Gruppe in Kontakt mit Alkohol gekommen wäre, dann wäre der Wahnsinn einfach zu viel gewesen, und ich bin mir sicher, dass es nicht so gut geendet hätte.

 

Aber es gab Essen. Viel Essen, und das meiste auch ziemlich gut. Wenn man mit Messer und Gabel umgehen kann (was nicht jeder kann, zur Erheiterung aller anderen). Und manche können es zu gut und essen auch Pfirsiche mit Messer und Gabel. Allerdings auch mit Pfeffer, in einem Brot, also ja, als normal konnte man unsere Gruppe sicherlich nicht bezeichnen. So viel Pfeffer. Aber es hat wenigstens erklärt warum man in fast keinem Hostel Pfeffer findet. Bei der Menge die manche Leute essen ist es klar dass nichts mehr übrig ist. Dann gibts noch den Nescafe, der wunderbar ekelhaft ist, und den ich sowieso nicht trinke, aber gerne mitgenommen habe. Für die unter uns, die 10 Tassen pro Tag trinken (und die Kaffeepulver standen nur zu Essenszeiten draußen). Horton hört ein Hu. Juhu.

 

Das Essen war aber eigentlich wirklich gut, und wir hatten viel Spaß zu Essenszeiten. Zum einen aufgrund der überragenden oder unterragenden Fähigkeiten, Messer und Gabel zu verwenden, und zum anderen wegen der wundervollen Kombinationen. Und wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch eine blödere Idee her. Weil Pfirsich und Pfeffer ja nicht genug ist, schlug ich unschuldig vor, dass man das ganze ja auch in einem Brötchen essen könnte. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass das dann auch passieren würde. Ich habs nicht gekostet, aber ja. Warum auch nicht. Ich habe meine Lektion gelernt und das nächste Mal die Klappe gehalten.

 

 

Weil es recht viel geregnet hat, war ich der Meinung, ich würde wahrscheinlich recht viel lesen. Ich war vorher bei 94% von meinem Buch, jetzt bei 97%, das sollte eigentlich alles erklären. Ich hab auch versucht, ein spanisches Buch zu lesen, bin aber nur bis Seite 11 gekommen (der Prolog, aber hey!) Ich hab zwar alles verstanden, aber wenn man auf spanisch liest, englisch Musik hört, auf deutsch zugetextet wird und dann auf der anderen Seite noch Leute auf Französisch reden, dann ist das einfach zu viel. Ich bin ein Multitasker, aber hey, ein Regenbogen, ich muss ein Foto machen. Ja, Thema wechseln kann ich auch recht schnell. Aber mal schauen, vielleicht lese ich das Buch im Laufe des Jahres noch.

Ich dachte auch, ich würde Filme anschauen (weshalb ich meinen Laptop und mein Tablet und eigentlich alles richtig aufgeladen habe). Ich habe keines von beiden angerührt, ich war beschäftigt. Nun, mit was, fragt ihr euch (oder auch nicht, ich weiß ja nicht) Abgesehen davon, dass wir Bilder gemacht haben, uns gefragt haben, warum es die ganze Zeit regnet, dann wieder Sonne, dann wieder Regen, dann wieder Sonne, ganz viele Regenbögen, ganz viele Einhörner... Wir haben Karten gespielt.

 

Wir waren eine recht nette Gruppe von 8-9 Leuten. Manchmal mehr, manchmal weniger, die alle alleine unterwegs waren, und sich gefunden hatten. Alle von anderen Ländern aber ähnlicher Humor, ähnliche Einstellung. Und es gibt so viele Spiele die Bullshit oder Asshole heißen, und ich bin mir sicher, ich kenne mittlerweie fast alle davon. Eines davon gefiel uns besonders, und wir spielten es für Stunden, Tag für Tag. Aber es war so unterhaltsam, warum also nicht. Leider verpassten wir dadurch Karaoke und Bingo. Was für eine Schande!!!

Nachdem ich die Karten mitgebracht hatte, konnte ich wenigstens so tun, als würde ich für den Moment Freunde haben. Das Gefühl, beliebt zu sein. Ist es nicht schön? Ok, das ist bisschen übertrieben, wir hatten es wirklich lustig, es war ne coole Gruppe.

 

 

Recht interessant war es, wenn Durchsagen kamen. Liebe Passagiere, wir erreichen bald die Enge XY (die sicher einen wahnsinnig tollen Namen hatte, nur kann ich mich nicht daran erinnern, es waren zu viele). Wir laden Sie ein, die wunderbare Aussicht vorne am Deck zu genießen. - Ein Blick aus dem Fenster. Ach, wie hübsch. Und eng. Aber es regnet, ne, lass uns weiterspielen. Und dann gab es die Momente, wo irgendwer kam (meistens weil er mit uns mitspielen wollte, und erzählte was er gerade gesehen hatte, und sich hinsetzte, woraufhin jeder andre aufstand und sich auf dem Weg aufs Deck machte, um Fotos zu machen. Ich schwöre, es war keine Absicht, aber erzähl uns doch sowas nicht? Und dann dauerte es meistens ne Stunde bis wieder jeder zurück war. Und das Boot war nicht so groß!

 

Aber wir hatten viel Spaß, und ich bin froh dass kein Alkohol erlaubt war. Wir hatten schon schnell festgestellt, dass wir alle leicht durchgeknallt waren, aber mit Alkohol wäre das nicht gut ausgegangen.

Ich glaube ich habe vorher schon erwähnt, dass man das Boot nicht von Puerto Natales nach Puerto Montt nehmen soll, sondern nur in die andere Richtung. Warum, fragt sich nun wahrscheinlich (keiner) äh jeder...? Ja, das ist eigentlich recht einfach. Je weiter man in den Süden kommt, desto beeindruckender sind die Landschaften. Also stell dir vor, du fährst von unten nach oben und es ist wirklich hübsch und dann. Ja langweilig, das kenn ich schon, das war vorher besser. Oh, mehr Berge. Hm, interessant. Lass mich mal eben schlafen gehen. Für uns auf der anderen Seite wurde es immer besser...

Auch wenn man es auf diesen Bildern nicht sehen kann (außer vielleicht auf einem oder zwei), war es auf dem Boot teilweise recht, naja, nennen wir es, wacklig. Wir waren drei Nächten im Boot. Die erste Nacht war eigentlich recht ok, wir waren noch nicht so weit draußen, und es war mehr so als würden wir langsam in den Schlaf geschaukelt. Immer noch furchteinflößend wenn man in einem Stockbett ohne Gelände schläft, vor allem wenn man so ein Glückspilz ist wie ich. Noch lustiger war es dann, als unser Guide erzählt hatte, dass er in der ersten Nacht heruntergefallen ist. Da freut man sich dann direkt aufs schlafen gehen.

 

Die zweite Nacht war dann etwas härter. Während ich nicht seekrank werde (danke dafür) war es um einiges wackliger als die erste Nacht, ganz sicherlich kein sanftes Schaukeln mehr, und die Angst hinunterzufallen... Na, eigentlich eher nicht, aber wir hatten alles weggeräumt, das runterfallen konnte. Außer mich, natürlich, ich musste nicht in den Schrank. Und dafür bedank ich mich ganz herzlich, der war eh schon voll.. Leider waren unsere Nachbarn links, rechts und oben nicht so schlau, und so hatte ich das zweifelhafte Vergnügen dass jedesmal, wenn ich gerade in den Schlaf gedriftet wäre, ein Stuhl umgefallen ist, oder irgendwas anderes, und ich somit nicht besonders viel Schlaf bekam. Und das war fast so schlimm wie Schnarcher. Da hätte ich auch ein paar Geschichten.

 

Dann war noch die Tatsache, dass uns gesagt wurde, dass um 5.00 Sonnenaufgang ist. Wir waren also brav und standen auf, aber leider war der Aufgang nicht um 5. Selbst wenns so gewesen wäre, waren zu viele Wolken, um es zu sehen. Die versprochnen Wale kamen auch erst um 8.30, aber da war ich leider wieder im Bett. Die sollten sich einfach an den Zeitplan halten und alles wäre ok. Aber nein... sie kommen 3,5 Stunden zu spät. Typisch Chile.

 

 

Am nächsten Tag war das gleiche, aufstehen, sehen dass der Zeitplan nicht stimmt, und zurück ins Bett, ist viel wärmer. Auch wenn die Wolken recht cool waren.

Um das mal kurz zusammenzufassen, die 4 Tage waren wirklich traumhaft, und ich würde es jedem weiterempfehlen (der nicht seekrank wird). Es sind genügend Menschen an Bord dass man jemand findet, mit dem man sich gut versteht, mit dem man plaudern kann etc, und wenn nicht, dann gibts immer noch Karaoke und Bingo. Leider hatten wir keine Zeit dafür...

 

 

Ich bereite mich jetzt noch für den W-Trek vor, der mich für ein paar Tage beschäftigen wird, und wenn ich zurückkommen, gehts mit dem ersten Bus nach Ushuaia, für Weihnachten. Wie verrrückt ist es, dass es schon fast Weihnachten ist, mir kommt vor als wärs Sommer. Wenn man darüber nachdenkt, ist es das ja auch. Haha. Ok, ich hör jetzt auf, falls ihr nichts von mir hört, keine Sorge, wahrscheinlich hab ich kein Internet, aber bin sehr beschäftigt  :)

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Kommentare: 1
  • #1

    walter (Dienstag, 22 Dezember 2015 14:05)

    Hallo Regina
    War ja wieder ein super Erlebnis. Und vor allen die paar Fotos, die du uns zu deinen Texten beigesteuert hast, sagen schon sehr viel aus. Vielen Dank für deine Arbeit am Laptop. Bekommst die Note 1 dafür.
    LG Walter