Vor dem Sturm - nach dem Sturm - Porto Alegre

Nach fast dreieinhalb Monaten im spanischsprechenden Raum von Südamerika habe ich es endlich nach Brasilien geschafft. Und was für eine Reise es war, nur um nach Porto Alegre zu kommen...

ich versteh nur portugiesisch - aber leider versteh ichs nicht...

Ich möchte mich vorerst mal entschuldigen, dass es doch so lange gedauert hat. Ich weiß, dass es Leute gibt, die hier doch des öfteren lesen (nicht dass ich was davon mitkriegen würde, weil mir keiner sagt, wenn er was gelesen hat ;) und ich war wohl etwas faul. Es liegt zum einen dran, dass ich ein paar Entscheidungen getroffen habe (zB dass ich im Moment nicht alles auf Deutsch und Englisch schreibe), eine dezente Verletzung auskurieren musste, versucht habe, mir Portugiesisch beizubringen und dann war da noch Karneval und mein Handy hat auch den Geist aufgegeben. Und kein WiFi im Zimmer. Gut, klingt nach Ausreden, ist mir jetzt aber auch egal. Dafür gibts heute mal was zu lesen...

 

Ja, die Reise nach Porto Alegre war recht spannend. Ich muss auch vorab sagen, dass ich nicht besonders viel über Porto Alegre wusste und mich hauptsächlich darauf gefreut habe, wieder an den Strand zu kommen (so blöd es auch klingt, weil ich in Uruguay nichts anderes gemacht habe, als am Strand zu liegen. Oder in der Hängematte. Aber egal. Zurück zum Thema. Porto Alegre ist eigentlich eine ziemlich tolle Stadt, aber leider gabs ein paar Tage bevor ich gefahren bin einen ziemlich starken Sturm, daher war alles eher Krisengebiet und auch nicht besonders toll anzusehen. Aber Entspannung nach dem Strand. Ja bitte!

 

Ich muss aber doch mit der Busfahrt anfangen. Ich amüsiere mich ja generell immer recht gut, wenn es heißt. Der Bus fährt um 23.30. Weil ich in Südamerika bin, und sowieso schon weiß, dass der vor Mitternacht nicht auftaucht. In dem speziellen Fall war es dann aber noch lustiger, weil man ja beim Grenze überqueren noch zur Grenze gehen sollte, Pass stempeln oder so. Mir wurde dann gesagt ich muss an der uruguayischen Grenze warten. Aber nichts stempeln, das wird dann später gemacht. Also kam ich um 19.30 dort an, ein kleines Gebäude mit genau 2 Sesseln, weder irgendwas zu essen, noch zu trinken, dafür ein paar Mücken (aber für was hat man Insektenspray?). Also Kindle raus und mal gelesen. Und im Internet gesurft (erstaunlicherweise gab es sehr gutes Internet dort...)

 

10 Minuten bevor der Bus kommen hätte sollen, machte ich mich dann mal auf den Weg direkt neben die Straße. Klingt blöd, ist aber so. Mir wurde gesagt, da musst du warten. Direkt neben der Straße. Na gut, wenn sie meinen. Hab dort auch noch ein paar Leute getroffen, die in Punta del Diabolo einen Abend am gleichen Tisch gesessen sind wie ich und mit denen ich ausgegangen bin. Sie haben mich nicht mehr erkannt. Ich sie schon. Ich weiß nicht, was das über mich sagt. Entweder dass ich Caipirinhas besser vertrage, oder dass ich zu wenig getrunken habe. Aber wie dem auch sei, sie haben sich nochmal vorgestellt, ich habe mich drüber lustig gemacht, und da waren dann noch zwei britische Mädels, die ziemlich hyper waren, und Dehnübungen auf der Straße gemacht haben. Als der Bus um halb 1 in der Nacht noch immer nicht dawar, begannen wir dann mal zu tanzen, und jedem LKW-Fahrer zu winken, der vorbei fuhr. War auch recht lustig. Es gab dann auch noch Kekse, Schokolade und gegrilltes Fleisch (nicht am Straßenrand gegrillt, aber es war trotzdem gut..)

Irgendwann gingen wir dazu über, Karten zu spielen, und schließlich, kurz nach 2.00 tauchte der Bus auf. Weil ich ja nur in Style reise, hatte ich ein 'Cama', also einen Sitz der sich schön zurücklehnen lässt und der eigentlich ziemlich bequem ist. Das tollste war aber, dass wir unseren Pass abgeben mussten, und dann einfach mal losfuhren, und am nächsten Tag um 9.00 bekamen wir ihn dann zurück. Mit nem Stempel drin. Unser Gepäck wollten die Brasilianer also nicht sehen, aber naja, ist mir eigentlich auch egal. Ich hab gut geschlafen.

 

Dann, die nächste Herausforderung. Wie komme ich zu meinem Hostel (das ich nicht gebucht habe, weil ich das nur in besonderen Fällen mache - Weihnachten, Neujahr, Karneval...). Zuerst brauchte ich mal Geld. Leider hat ja jedes Land hier eine andere Währung, was es für mich nicht besonders leicht macht, vor allem weil man die Währung ja im Vorhinein nie abheben kann. Am Busbahnhof konnte ich erstmal auch keinen Bankomaten finden. Also mal ab in die Betonwüste, einen Bankomaten finden. Dank meiner tollen App war ja bald ein Platz gefunden, an dem es eine Bank geben würde. Die Bank gab es auch. Leider auch den Stahlzaun direkt davor, der versperrt war und mir das hineinkommen etwas erschwerte. Na gut. Dann eben eine andere. Es war dann auch nicht so weit, aber leider gleich das nächste Pech. Auch bei der nächsten Bank war eine Absperrung. Ich war leicht verwundert. Dienstag um 11.00 (dachte ich zu dem Zeitpunkt, das kommt später ;), warum sollten die Banken nicht geöffnet sein. Na, dann fragen wir doch mal wen.

Also mal versucht, jemanden zu fragen. War gar nicht so leicht. Ich, knappe (oder vielleicht nicht ganz) 1,70 groß, mit einem Riesenrucksack am Rücken, einem Rucksack vorn und noch einer Tasche in der Hand, freundliches Lächeln. Discuuuulpe??? Die ersten beiden starrten mich panisch an und einer rannte tatsächlich von mir davon, und die andere drehte um und ging auf die andere Straßenseite. Also ich weiß auch nicht, ich hatte nie das Gefühl, so bedrohlich auszusehen...

Die vierte oder fünfte Person blieb schließlich stehen. Leider hatten wir ein leichtes Kommunikationsproblem (was mich dazu brachte, dass ich um einiges schneller Portugiesisch lernen müsse, als ich gedacht hatte). Ich fragte nach einer Bank, sie deutete auf die (GANZ OFFENSICHTLICH) versperrte. Also ich wieder: Eso cerrado. Otra banca?. Sie deutete wieder auf die gleiche. Ich weiß nicht was sie von mir wollte, ganz offensichtlich würde ich nicht über den Zaun klettern und dann Geld abheben können? Sie versuchte mir dann zu erklären, dass am anderen Ende der Straße eine weitere Bank war. Was ich wusste, ich hatte ihr schon erklärt, dass diese ebenfalls versperrt war. Ich glaube sie hat mich nicht verstanden. Wir wanderten also die Straße hinauf, und sie plauderte munter vor sich hin. Nonstopp. Und deutete dann immer wieder auf kleine rote Flecken auf den Pflastersteinen. Sangre. Peligroso.

Sehr beruhigend wenn das das einzige ist, dass man versteht, wenn man gerade mal ne Stunde in einer neuen Stadt ist. Schlussendlich hatten wir es dann noch zu einer Bank geschafft, und ich hatte endlich mein Geld. Sie erklärte mir dann noch ganz panisch, dass ich maximal 50 Real irgendwo in einer Tasche haben sollte, alles andere ganz gut wegsperren. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nicht die sicherste Gegend war. Auch nicht besonders interessant, also egal.

Die nächste Herausforderung war dann das Taxi. Sie bestand darauf, die beiden Straßen meines Hostels rauszuschreiben und dann rannten wir erstmal 3 verschiedenen Taxis nach (die, wie die Menschen vorher, scheinbar Angst vor mir hatten). Irgendwann hatten wir dann Glück. Natürlich nicht zu viel Glück. Sie gab ihm den Zettel und er meinte, er wüsste wo es sei. Glaubte ich. Er hatte keine Ahnung. Ich, dank meiner tollen App wusste ziemlich genau, wo er hinmusste. Er fuhr in der Gegend herum. Irgendwann zeigte ich ihm dann mal mein Handy und erklärte ihm, dass er einfach nur diese Straße geradeaus fahren müsse, und dann einmal abbiegen. Sollte nicht zu schwer sein. Ich lass mich doch nicht verarschen. Bisschen peinlich für den Taxifahrer ist es aber schon. Er glaubte mir scheinbar nicht recht und fragte noch einen anderen Taxifahrer. Der konnte ihm auch nichts besseres sagen als ich (die gerade mal 1,5h in der Stadt war) also folgte er dann verblüffenderweise meinem Weg und wir kamen an. Dann musste ich eigentlich nur noch einchecken und mich erholen.

 

 

Weil ich dann ja doch noch irgendwas machen wollte, machte ich mich auf zum Markt, der recht toll sein sollte. Vorher mal kurz in den Supermarkt. Weil ich gerne in jedem Land mal kurz schaue, was wieviel kostet (und ich liebe brasilianische Supermärkte, OBST!!!). Lustigerweise war dann alles, das ich mir anschauen wollte, geschlossen, und heiß war es auch, also wieder zurück zum Hostel. Irgendwann stellte ich dann fest, dass mein Handy und mein Laptop eine verschiedene Zeit hatten. War mir dann auch nicht so ganz sicher, was richtig war, und versuchte das mal zu googeln. Google erklärte mir da aber erstmal, dass Uruguay und Brasilien in der selben Zeitzone sind, aber Argentinien eine Stunde hinterher. Während ich eine Stunde völlig verwirrt darüber war, und versuchte, mir das zu erklären, hatte ich aber scheinbar irgendwas umgestellt (oder die Zeitumstellung war zu der Zeit) und dann wars wieder ganz anders. Aber ganz offiziell hat Uruguay und Argentinien die gleiche Zeitzone, für jeden der sich darüber wundert. Brasilien ist eine (mindestens) Stunde voraus. Soviel dazu.

 

Nach all dem Stress hieß es dann erstmal Erholung. Aber weil ich in Brasilien war, konnte ich natürlich nicht ins Bett gehen, ohne vorher einen Caipirinha zu trinken. Wäre auch eine Schande. Gut war er auch. Gratis auch, also nochmal besser...

 

Leider war Porto Alegre, wie anfangs schon erwähnt, aufgrund des Sturms nicht unbedingt für Besucher ausgelastet. In jedem Park wurden die Bäume umgeschnitten und die Straße, für die Porto Alegre bekannt ist, weil sie mit Bäumen überwachsen ist, musste leider auch dem Sturm zum Opfer fallen. Ich kann nicht sagen, dass mir die Zeit da nicht gefallen hat, aber aufgrund des Wetters und der geringen Möglichkeiten, etwas zu tun, habe ich mich dann doch eher damit beschäftigt, mir ein wenig Portugiesisch beizubringen. Und wenn die Aussprache nicht so schwer wäre, dann würde ich auch um einiges besser sein und tatsächlich sprechen können.. 

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