Autsch!

Weil es einfach mal wieder erwähnt werden muss, ich habe heute mal wieder festgestellt, dass ich ein wandernder Unfall bin. Aber nein, eigentlich nicht wandernder. Eher stehender. Oder so irgendwie. Weil ich mich eigentlich nur noch über mich selbst amüsieren kann - darüber weinen wäre eh nur traurig, will ich mal alles zusammen fassen...

Wer hätte gedacht, auf wieviele Arten man (also ich) sich verletzen kann?

Bevor ich hier meine Schimpftirade über Verletzungen in Südamerika starte, will ich nur erwähnen, dass man nicht mal sagen kann, dass ich vorsichtiger sein sollte. Denn meistens verletze ich mich bei absolut lächerlichen Sachen, während ich andere, als riskant eingeschätze Sportarten, ohne jedes Problem ausführen kann.

 

Mein bestes Beispiel dafür ist wahrscheinlich letztes Jahr in Neuseeland. Weil ich meine abenteuerliche Seite entdeckt habe, war ich nicht nur Bungy-Jumpen, Skydiven und Go-Karten, nein, auch wandern, Canyon-Swingen, Raften, mit Delfinen schwimmen etc.. Aber die Ironie in der ganzen Sache. Meine schlimmste (und soweit ich mich erinnern kann, auch einzige) Verletzung habe ich mir im Kino zugezogen. 

Ich bin mir nicht ganz sicher, welche Lehre ich aus dieser Aktion ziehen soll, niemals mehr ins Kino gehen wird wahrscheinlich etwas übertrieben sein. Aber seit dem hab ich es immer verletzungsfrei überstanden. Wenn ich auch heuer in Chile fast an einem Popcorn erstickt wäre. Aber das lag eher an dem Hustenanfall, der äußerst ungünstig kam.

 

Aber ja, meine Abenteuer in Südamerika.

Mittlerweile bin ich ja über 5 Monate unterwegs und habe schon einige Abenteuer hinter mir. Tausende km in Bussen, Schiffen und ähnlichem und hunderte km zu Fuß. Wasserfälle, tauchen, von Kliffen springen, schnorcheln, Sandboarding. Und trotz all dem waren die meisten Unfälle absolut lächerlich.

 

Der erste Streich gelang mir in Pucon. Für meine zweite 25km Wanderung musste ich mich in einem Büro anmelden, damit der Nationalpark im Falle eines Unfalles oder einer Vermisstenmeldung weiß, wo man mich finden sollte bzw wen man kontaktieren soll, bevor man einen Suchtrip losschickt. Dies erscheint mir vor allem im Nachhinein besonders ironisch, da ich bis jetzt noch nie in einer Situation war, dass mich ein Suchtrup suchen müsste, ich verletze mich eher davor oder danach (hoffen wir mal, dass ich dieser Ehre weiterhin entgehen kann). In diesem Fall schaffte ich es, als ich das Büro verlies, mit meinen Kopfhörern bei einem anderen Wanderer hängenzubleiben und eine komplette Bauchlandung machen. Mein Knie hat das meiste abgefangen. Weil ich ja so abgebrüht bin, bin ich trotzdem 25 km gegangen (hinauf gegangen, hinunter gelaufen) und als ich dann im Bus einschlief (auf dem Weg zurück), schwoll mein Knie so arg an, dass ich fast nicht mehr zum Hostel auf der anderen Straßenseite gekommen wäre. Die beiden Jungs haben mich erstmal etwas blöd angeschaut, als ich gesagt hab, ich bleib jetzt mal für unbestimmte Zeit hier sitzen, bis sie die ganze Geschichte gehört haben. Dann wurde ich ausgelacht. Danke dafür...

 

Ein wenig Erholung und einige hunderte km weiter im Süden machten wir uns bereit für den Torres del Paine Nationalpark. Sicher eines meiner absoluten Highlights für die Reise, ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf gefreut habe. Mein Knie schien wieder ausgeheilt zu sein, Rucksack war gepackt, es konnte losgehen. Und dann, erster Tag beim wieder hinuntergehen. Kurze Pause im Regen um die Kamera in Sicherheit zu bringen, und irgendwie habe ich es geschafft, mich so blöd hinzustellen, dass ich mir mein Knie verdrehte. Das rechte, natürlich, wie in Pucon. Aber nachdem wir bald wieder unten waren, und ich nicht wirklich was gemerkt hatte, dachte ich mir erstmal nichts dabei. Bis ich den gleichen Streich am nächsten Tag wiederholte. Nicht auf der gleichen Stelle, aber mal wieder, beim Geradeausgehen. Ein wenig Dehnen und Strecken vor dem nächsten Tag, dann haut das schon hin, dachte ich mir.

Am nächsten Tag war ich nach einigen Stunden sehr dankbar für meinen Reisepartner, der mir nicht nur seine Stöcke lieh, mich mit Schmerzmitteln versorgte, sondern auch teilweise meinen Rucksack für mich trug. Und weil ich scheinbar schlechtes Karma hatte, kamen wir im Zeltlager an, und mein Zelt stand auf einer 1m Platform. Nicht der beste Ort, wenn man seinen Fuß kaum bewegen kann...

In Ushuaia wurden Ibuprofin und ich recht gute Freunde, gut genug dass ich in Argentinien (Chalten) ohne Probleme, aber mit Wanderstöcken wandern konnte.

 

Dann folgte mal eine unfallfreie Zeit, für ca 1,5 Monate, bis ich, pünktlich für Karneval, in Florianapolis ankam. Ich würde ja sagen, ich kam, sah und siegte, aber ich weiß nicht über was ich gesiegt hätte. Nein, ich kam, ging und fiel. So quasi. Ankunft Freitag Abend, am Samstag Vormittag einen kurzen Abstecher in den Ort, um mir ein Kostüm für die spätere Party zu besorgen. Und auf dem Weg zum Bus, vielleicht 100m leicht bergab, schaffte ich es, mal wieder, absolut idiotisch wegzurutschen und mir meinen rechten Fuß aufzuschürfen. In der Nähe meines liebreizenden kleinen Zehs. Ich war 10 Tage in Florianapolis, und ich wurde jeden Tag besser damit, meinen Fuß einzubandagieren, die Mitarbeiter im Hostel waren ganz begeistert wie professionell ich das machte. Ich wünschte, ich müsste das nicht können. Natürlich war ein einbandagierter Fuß absolut unpraktisch für Schuhe, also war ich mit Flipflops gesegnet, und das in einer Stadt, in der es von Stränden nur so wimmelt, während der größten Hitze und, habe ich Karneval schon erwähnt? Ich hab 2 Tanzpartys und eine Poolparty mitgemacht. Danach brauchte ich auch wieder Erholung. Ich schaffte es dann fast 3 Wochen, mich nicht zu verletzen, und mein Fuß sah auch wieder relativ normal aus.

 

Dann kam Paraty. Nach Tauchgängen, Kliffspringen etc in Ilha Grande, und Wanderungen zu Wasserfällen, bzw auch teils relativ interessanten Wasserfallrutschen, schaffte ich es, beim komplett gerade ausgehen, mal wieder auf die Nase zu fallen. Und was verletzte ich mir? Natürlich, mein rechtes Knie, was auch sonst. Dieser Vorfall ist jetzt wieder 2,5 Wochen her, und mein Knie schaut wieder halbwegs normal aus, wenn man davon absieht, dass man eindeutig sehen kann, dass die Haut dort um einiges heller ist (wenigstens etwas..). Also wurde es ja Zeit, für was neues, oder etwa nicht?

 

Ja, am Karfreitag machte ich mich auf den Weg zu einer Wanderung nach San Javier. Weil mir gesagt wurde, dass wenige Busse von San Javier zurückgehen, wollte ich den Bus dorthin nehmen und dann zurück wandern. Wäre ja auch leicht gewesen, wenn irgendwer gewusst hätte, wo es Busse gibt. Also zurück zum Hostel, um herauszufinden, wo die Busstation ist. Straße überquert und über irgendetwas (ich weiß beim besten Willen nicht was, wahrscheinlich meine Füße) gestolpert. Ich schaffte es für einige Sekunden, nicht hinzufallen. Dafür dann mit umso mehr Gusto. Aber wenigstens nicht mein Knie. Ne, meine linke Hand. Tollerweise schaue ich jetzt auch aus, als ob ich gekreuzigt worden wäre. Ein paar Stunden später hatte ich noch einen kleinen Unfall im Schlamm, bevor ich bei einer Prozession vorbeiwanderte, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Ich hab dem ganzen nicht mal Zeit geben können, um abzuheilen. Nicht mal ne Woche später eine Klettertour bei den sieben Wasserfällen. Ohne Probleme, und auch ohne Hilfe meiner Hände Felsen erklummen, um Fotos zu machen, Flüsse überquert, und den meisten der Gruppe auch noch dabei geholfen. Aber dann, beim Geradeausgehen mal wieder über meine Füße zu stolpern und mir das Knie an einem Felsen anzuhauen? Typisch ich, ganz offensichtlich. Der einzige Trost ist, dass es nicht mein rechtes war, scheinbar ist jetzt Zeit, die Seite zu wechseln? Ich verschob dann die Nachmittagstour, um mich ein wenig zu schonen, und machte sie heute.

 

Und die Ironie, dass ich Sandhügel hinunterrutschen kann, aber wenn ich ein Foto davon machen will und einen Schritt zurückgehen will, mal wieder auf die Fresse falle, ist mir nicht entgangen.

 

Verletzungsstand im Moment: lädiertes linkes Knie, im Moment keine Schmerzen, aber übertreiben sollte ich es auch nicht. Schürfwunde auf linker Hand (schaut aus als wäre ich an einer blöden Stelle gekreuzigt worden ;), und Schürfwunden auf rechter Hand, sowie einige Narben auf meinem rechten Fuß, damit sich der nicht allein fühlt...

 

 

Lustigerweise sagt man immer, wenn man etwas dabei hat, braucht man es nicht. Ich hab mir angewöhnt, meinen Desinfektionsspray, Pflaster und sterile Wundauflagen sowie eine Bandage ständig dabeizuhaben. Leider brauche ich es trotzdem immer. Aber nachdem es eigentlich immer nur kleine Wehwehchen sind, ist es mehr die Verärgerung darüber, dass ich das immer schaffe, als die tatsächlichen Schmerzen. Meinem Ego tut dies wahrscheinlich um einiges mehr weh...

 

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