Arequipa - die weiße Stadt

'Und wenn mal wieder jemand verschwindet, dann wissen sie: Es muss wieder ein Opfer gebracht werden. Am Abend wird dann getrunken, und wenn in den nächsten Tagen ein Junge tot gefunden wird, dann war es eben ein Unfall. Meistens werden Männer ohne Freundin geopfert, also ist es nicht ratsam, in dieser Stadt Single zu sein' - eine tolle Erklärung zu den Menschenopfern in der höchstgelegenen Stadt Perus. Wenn ich das Video dazu find, werd ich das mal verlinken.

 

Gott Sei Dank ist das nicht alles, das es über Arequipa zu sagen gibt (aber ich dachte es wäre doch mal eine andere Einleitung ;) - es gibt hier auch viel Obst und die Stadt ist wirklich schön. Also, ohne weiteres, zu unseren Abenteuern...

Über 3000 Sorten Kartoffeln...

Nach dem Ausflug in den Canyon hieß es dann erstmal die Kamera zur Reparatur zu bringen. Glücklicherweise hatte ich hier mehr Glück dabei, auch jemanden zu finden. Die Reparatur scheint auch nicht allzu teuer, aber natürlich hab ich meine Kamera noch nicht zurück, und weiß auch noch nicht, ob es dann wieder ok ist. Aber hey, ich hoffe es mal ganz stark. Meinen ständigen Begleiter zu verlieren wäre wohl sehr tragisch für mich.

 

Arequipa ist eigentlich eine sehr schöne Stadt, die weiße Stadt so quasi, und von unserem Hostel hat man auch eine schöne Aussicht auf die Vulkane in der Umgebung. Es gibt auch recht viele Touren dorthin, wobei ich erstmal wieder meine Kräfte aufbauen muss, bevor ich darüber nachdenken kann, aber so 5000 oder 6000 Meter erscheint mir im Moment nicht allzu verlockend, wenn ich ehrlich bin. Man muss ja auch wirklich nicht ALLES machen, nur weil es angeboten wird, oder?

 

Arequipa selbst ist ja auch so schon recht interessant. Vor allem am Muttertagswochenende, wo es dann eine ganze Parade gibt, bzw an jeder Ecke hunderte an Ständen aufgetaucht sind, wo man Blumen, Balloons oder sonstiges mehr oder weniger brauchbares Zeug kaufen kann (in diesem Sinne, schönen Muttertag nachträglich Mama, ich hab mir das Porto gespart und ein Foto gemacht!)

Wir haben auch den Markt erkundigt, und beschlossen selbst zu kochen. Das Gemüse war ja gleich gekauft, wir sind dann aber, wie immer, bei dem Obst hängen geblieben. Und auch bei den Kartoffeln. Also, Kartoffeln kennen sie, die Peruaner. Das ist so wie die Schweizer mit dem Ricola. Wer hat das erfunden??? 

Hier gibts über 3000 Sorten, und uns wurde dann auch kurz erklärt, welche man denn für was hernehmen würde. Es gibt gewisse, die man nur für ein bestimmtes Gericht verwendet. Seltsam!!!

 

Obst haben sie aber auch viel interessantes. Wir haben uns dann erstmal ein paar Früchte gekauft, die wir noch nicht gekannt haben. Die gabs dann am nächsten Tag zum Frühstück. Aber erstmal zum Abendessen. Wir hatten ja gedacht, für 2 Leute brauchen wir nicht so viel, und uns nur auf Gemüse beschränkt. Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Karotten, Zwiebeln, Broccoli und eine Erbsenschote (die ist reingefallen :) für 7 Soles. Kein schlechter Deal, für zwei Leute. Schlussendlich hatten wir dann einen komplett vollen Topf mit Gemüse, in der Pfanne hatten wir nur Platz für die Kartoffeln und die Tomaten, dann mussten wir umschichten. Schlussendlich hatte dann jeder zwei komplett volle Teller, und Nachspeise brauchten wir auch keine mehr!

 

Aber das Obst kann man ja auch zum Frühstück essen, oder etwa nicht? Das haben wir auch gemacht. Zum Frühstück gabs dann zwei undefinierbare Früchte. Eine war eine äußerst saure Kaktusfrucht. Äußerst sauer, ich dachte anfangs es wäre so was in Richtung Kiwi. Das war dann wohl die sauerste Kiwi, die ich jemals gegessen habe. Nach den ersten Bissen wurde mein Mund schon säuerlich als ich sie nur anschaute (kein Witz). Die andere Frucht kann ich noch weniger definieren. Sie war allerdings auf jeden Fall ein Kontrastprogramm. Oder ein Neutralisierungsversuch. Draußen grün, drinnen gelb. Kerne die aussahen wie Kastanien. Wir waren uns nicht ganz sicher, wie man das isst (am Markt hieß es: ganz normal – danke für gar nix!) und haben es erstmal geschält. Ich glaub das war ne blöde Idee. Wir hatten uns dann auch überlegt, ob man es denn kochen müsste, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es dann ausgesehen hätte.

 

Gut, die Konstanz war eine Mischung zwischen Kürbis und Kartoffelpüree. Nach was es geschmeckt hat? Ich kann es beim besten Willen nicht sagen, so etwas nichtssagendes habe ich selten gegessen (und trotzdem wars uns lieber als die Kaktusfrucht). Im Prinzip haben wir das aber eh nur gegessen, weil meine Pancakes so lange gedauert haben, und ich hungrig war. Aber wenigstens hatten wir dann nachmittags etwas tolleres. Eine Kokosnuss.

 

Wir hatten ja lange überlegt, ob wir es wirklich schaffen würden, die zu knacken. Schlussendlich wars dann gar nicht so schwer. Mit dem Messer ein Loch reingestochen (wir waren beeindruckt, dass das die Messer geschafft haben, so beeindruckend ist die Küche hier nicht ausgerüstet), und dann mal auf Gläser draufgelegt, und das Wasser rauslaufen lassen. Das hat erstaunlich lange gedauert, ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so viel Zeit braucht. Und dann, der Meisterakt (weswegen man mich jetzt Königin der Kokosnussknacker nennen darf – ich komm auch gerne zu euch und knacke Kokosnüsse! Anfahrtskosten werden berechnet...) - das Knacken. Ein scharfer Blick und ganz viel Kraft, und dann war auch bald mal ein Riss in der Schale. Meine Kollegin meinte schon, ich solle mir nicht wehtun. (also, der Boden war auch involviert, und um den hat sie sich auch mehr Sorgen gemacht, als um die Kokosnuss)

 

Aber eigentlich ging das dann alles recht reibungslos und ein paar Minuten später waren wir schon damit beschäftigt, das ganze Fleisch rauszuarbeiten. Und lecker war es. Da kommt doch gleich ein tropisches Gefühl auf, vor allem wenn man dann in der Hängematte gammelt. Soll ja auch Urlaub sein, oder etwa nicht?

Wir haben dann auch festgestellt, dass es NICHT nötig ist, die Polizei zu informieren, wenn man nach Ica fährt, und haben uns durchaus einige Zeit darüber amüsiert. Da ich dann aber am nächsten Tag beim Reparaturtypen war, und meine Kamera leider nicht besser geworden ist (nur sauberer), hab ich beschlossen, Ica für den Moment mal auszulassen, und direkt nach Lima zu fahren. Aber bevor ich soweit war, gabs erst nochmal die Stadtführung.

 

Dass Arequipa die weiße Stadt ist, habe ich ja schon erwähnt. Es ist auch die zweitgrößte in Peru, aber wird meistens nur kurz besucht (Durchreise von Cusco, Ica, Lima oder aus Chile in verschiedenste Richtungen). So im Gegensatz zum typischen Touristen war ich scheinbar eh sehr lange da. Die Tour war ziemlich interessant, man hat einiges neues gelernt, vor allem auch über die peruanische Kultur und wie immer, auch viele Sachen die man nicht wissen wollte (Froschsaft, Alpacafetus...?! Ein bissi durchgeknallt ists hier schon).

 

Aber vor allem die Geschichten der Inkas und Pre-Inkas sind wirklich interessant und wert, auch mal genauer zu recherchieren – vor allem wenn es um Menschenopfer geht (früher bzw auch noch heute)

 

Ich hab dann noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt gemacht, wobei es natürlich mit meiner alten Kamera nicht viel Sinn macht, weil der Zoom kaum noch verwendbar ist, und die Kratzer auch nicht dazu beitragen, dass das Bild besser wird. Deswegen dann die kurzfristige Entscheidung, doch direkt nach Lima zu fahren. Gesagt, getan. Ticket gekauft, und dann hieß es: in zwei Stunden wiederkommen, abholen. Der Bus hätte um 8 fahren sollen, das war um 2. Als ich wieder da war, hieß es: noch nicht da, aber komm später nochmal. Oder ne, wir bringen es ins Hostel. Ok, also wieder zurück ins Hostel, und dann nochmal fast 2 Stunden gewartet, bis dann schlussendlich ENDLICH das Ticket angekommen ist. Ich hatte schon fast das Vertrauen verloren, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zum Schluss...

 

 

 

 

Die Busfahrt wäre dann eigentlich ganz angenehm gewesen, wenn die Frau neben mir nicht so billig gewesen wäre. Also, im Sinne dass sie durchaus auch ein Ticket für ihr Kind hätte kaufen können, denn so saß es die ganze Zeit auf ihrem Schoß, in meine Richtung gelehnt, und der Platz am Fenster ist eh meistens schon eher knapp bemessen, ohne dass einem dann ein Kleinkind die ganze Zeit die Hand oder irgendetwas anderes irgendwo draufhaut. Aber gut, schlussendlich bin ich dann auch angekommen, also Ende gut, alles gut, oder nicht?

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria, (Donnerstag, 12 Mai 2016 13:30)

    Betrifft: Abendessen, ja,ja, das kommt davon, wenn die Augen größer sind als der Bauch - aber daß du am nächsten Morgen dann schon wieder gleich Hunger hast? Kommt das von der Höhenluft?