On my way

In den letzten Wochen habe ich ja recht weite Strecken zurückgelegt. Von Chachapoyas gings dann mit einem Minibus nach Tarapoto, nach einer Übernachtung mit dem nächsten Minibus nach Yurimaguas. Und da wartete dann das Schiff. Aber auch die Reise, bis ich dann wirklich am Schiff war, war recht amüsant.

Mitfahrgelegenheit gefällig?

Ich weiß ja nicht, wie interessant die Transitgeschichten für irgendwen sind, weil sie ja nicht besonders spannend sind. In Chachapoyas gings mal wieder mit dem Taxi zum Busstop. Auch wenn es in Chachapoyas schon Mototaxis gab, wagte ich mich da noch nicht ran. Mittlerweile bin ich schon ein Pro.

Aber in Chachapoyas gönnte ich mir noch ein Auto. Ich war noch nicht mal ausgestiegen als schon jemand direkt aufs Taxi zusteuerte und mir TARAPOTO ins Gesicht schrie. Sollte wohl eine Frage sein. Weil ich es ja schon gewohnt bin, nickte ich nur und mir wurde mein großer Rucksack quasi schon aus der Hand gerissen. Ich nahm also mal mein restliches Gepäck in die Hand und folgte meinem Rucksack ins Gebäude. Und siehe da, er wurde genau da hingebracht, wo ich auch hinwollte. Ideal. Ich musste dann nur noch meinen Namen nochmal sagen, meine Daten aufschreiben und bezahlen, und dann warten.

 

Dann hieß es, sich in den Minibus zu zwängen, die großen Koffer wurden aufs Dach geschnürt (Gott Sei Dank unter einer Plane, dass es nicht nass werden könnte), und wir wurden in den Bus gequetscht. Und wenn man glaubt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch ein anderer Passagier her. Und der hat sicher auch noch irgendwo Platz.

 

Nun, die Busfahrt selbst war nicht besonders spannend, aber dafür habe ich ein Kindle und Musik, aber wannimmer wir irgendwo stehen blieben, war der Bus von ca 10 Menschen umringt, die entweder Wasser oder Cola (oder noch schlimmer, InkaCola) verkaufen wollten, oder teilweise Süßigkeiten, Früchte, Eis etc.. Da gingen dann alle Fenster und Türen auf, und dann wurde reingeschrien. Da muss man dann nicht mehr auf den Markt gehen, da kommt der Markt zu einem. Ich muss sagen, ich habe schon öfter gesehen, dass Verkäufer in den Öffis sind, aber dass der ganze Minibus umzingelt wird, war schon wirklich was neues.

 

Einmal fuhren wir um die Kurve und ich konnte einen Obststand irgendwo im Nirgendwo sehen. Der wirkte zuerst harmlos, unbesetzt. Bis sie den Bus sahen. Dann tauchten 5 Kinder und 3 Frauen aus dem Nichts an, boten Ananasscheiben, Manderinen, geschälte Orangen etc an. Alles, was man haben, oder nicht haben will. Ganz generell gesehen sind sie aber harmlos und meistens sogar recht praktisch. Sehr billig noch dazu. Und wenn die Peruaner es essen, dann kann ichs auch essen. Dieser Devise folge ich zumindest bei Obst meistens. Bei manchen anderen Sachen bin ich mir da nicht so sicher...

 

Aber ja, nach 8 harten Stunden waren wir dann endlich in Tarapoto angekommen. Ich war noch nicht aus dem Bus draußen, da warteten schon wieder ein paar Mototaxifahrer auf mich. Es ist immer wieder ein Phänomen, wie sie sich wie Geier auf einen Stürzen, weil man ein Gringo ist. Und viele würden wahrscheinlich auch quasi alles bezahlen, aber ich fall auf die Tricks normal nicht mehr rein. Aber dass sie es versuchen, kann man ihnen auch nicht übel nehmen.

 

Ich ließ mich dann also mal in ein Hostel bringen, dass ich aus meiner App rausgeschrieben hatte. Weil meine Liste irgendwo verloren gegangen war. Und das Hostel war auch ganz nett. Ich hatte ein 4-Bett-Zimmer für mich allein, mit Badezimmer und einem Ventilator. Was man auch absolut braucht, denn nach Huaraz und Chachapoyas, wo es in der Nacht sehr kühl war, war das eine 180-Grad Wende. In Chachapoyas war ich klatschnass vom Regen, in Tarapoto war ich schweißgebadet.

 

Am nächsten Morgen gings dann wieder mit einem Mototaxi zurück zur Busstation. Es war lustig, wieviel kürzer der Weg plötzlich war, weil der dann eben gleich direkt fuhr. Aber der am Vortag hatte es eben probiert. Und wieso auch nicht? Mototaxi, um das mal kurz zu erklären: Es ist ein Motorrad, an das ein Karren angehängt ist. Hinten ist eine Gepäckablagefläche und man kann sich, wenn man sich dünn macht, durchaus zu dritt reinquetschen. Bequem ist das dann nicht mehr, aber der Fahrtwind ist super. Und wenn mans dann mal gewöhnt ist, dann ists auch ganz lustig...

 

Aber ja, am nächsten Tag gings dann wieder zurück und dann hatte ich zufällig den selben Kombi und Fahrer wie am Vortag erwischt. Auch nicht schlecht, ich wusste zwar, dass er leicht wahnsinnig fuhr, aber ich fand ihn eigentlich ganz witzig. Meine Mitfahrer waren teilweise etwas bedenklich, vor allem der Kerl, der ein Huhn an der Leine hatte, und dies auf seinem Schoß sitzen hatte. Einer der Arbeiter meinte, das Huhn müsse aufs Dach, das verweigerte er dann. Was ich einerseits verstehe, denn von dem Huhn wäre nach 3 Stunden nichts mehr übrig gewesen, andererseits waren wir alle nicht besonders begeistert davon, dass ein Huhn im Bus saß. Als wir dann endlich voll waren, saß ich neben einem peruvianischen Mädchen, die mit ihrer Freundin unterwegs war. 18 oder 19 Jahre alt maximal. Wir waren noch nicht mal aus dem Hof gebogen, als eine Frau vor uns um eine Tüte bat. Dies hatte ich zuerst nicht gehört, aber als der Fahrer dann ausstieg, und mit einem Karton voll Plastiktüten zurückkam, und die verteilte, staunte ich doch etwas...

 

Ich fragte dann auch mal, doch leicht besorgt, ob denn der Weg so schlimm wäre. Das Mädel neben mir meinte: ne, ist nicht schlimm. Ne Tüte besorgte sie sich trotzdem.

 

Ohne jetzt alles genau zu beschreiben. Nach 10 Minuten gings bei dem ersten los, und dann drehte ich die Musik langsam aber sicher immer lauter, und konzentrierte mich ganz genau auf mein Buch, um alles andere auszudrehen. Als dann ein paar Leute ausstiegen, saß die Freundin meiner Nachbarin dann neben mir (Meine Nachbarin war ans Fenster gerutscht, frische Luft...) Ich begann mich dann also, mit ihrer Freundin zu unterhalten. Das war eigentlich ganz nett, und wir verstanden uns recht gut, bis wir dann in Yurimaguas ankamen.

 

Bei der Einfahrt in den Hof spielte sich dann die schon übliche Szene ab. Irgendwer hatte mich in der Mitte des Busses erblickt, dann hieß es GRINGA und 4 Leute sprangen auf den noch fahrenden Bus drauf. Es war wirklich amüsant. Die waren dann recht hartnäckig und wollte mich dann alle mit dem Mototaxi mitnehmen, bzw mir ein Ticket für das Boot verkaufen, weil sie vermutlich schon genau wussten, dass ich mit dem Boot fahren wollte. Was sollte man auch sonst in Yurimaguas machen?

 

Weil ich aber schon Bescheid wusste, dass man die Tickets nur an Bord kaufen konnte und sollte, um auch ein richtiges zu haben, versuchte ich sie nur abzuwimmeln. Was relativ schwer war, bis mir die beiden Mädels zur Hilfe kamen, und mich dann einfach auf ihrem Mototaxi einquartierten. Wir fuhren dann mal los, und ließen die raus, der es während der Fahrt (die eigentlich wirklich nicht wild war, ein paar Kurven halt) nicht gut gegangen war. Das andre Mädel lud mich dann spontan zum Essen ein, und weil wir auf einem Mototaxi waren, und sie nicht auf meine Antwort wartete, waren wir dann auch schon aufm Weg zu ihr nach Hause.

 

Ich hätte mich zwar nie einfach einquartiert, aber es wurde dann vor Ort beschlossen, dass ich dort übernachten sollte. Nicht dass ich was dagegen hatte.. Es war eigentlich auch ganz lustig. Sie hatte auch zwei kleine Schwestern, und eine davon fragte mich die ganze Zeit, ob ich denn englisch könnte. Ich antwortete ihr dann also auf Englisch, und sie starrte mich weiter fragend an. Also sagte ich ihr dann auf spanisch, dass ich englisch sprechen könne. Daraufhin wurde ich gefragt, warum ich es dann nicht mache. Diese Logik muss man mal verstehen.

 

 

Aber um es kurz zu halten, es war wirklich auch mal eine interessante Erfahrung, mal in einem wirklichen peruvianischen Haushalt zu sein, und das Leben so hautnah mitzuerleben. Sandra (das Mädel) stellte mir dann auch ein paar Freunde vor, fuhr mit mir zum Markt um ein paar Lebensmittel fürs Boot zu kaufen, und am Abend gingen wir dann noch tanzen. Und am nächsten Morgen hieß es dann, die Sachen zu kaufen, bei denen ich vorher Angst hatte, dass sie ablaufen würden (so ohne Kühlschrank) und dann gings ab an den Hafen. Eduardo wartete schließlich schon!

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Kommentare: 1
  • #1

    Vicky (Montag, 20 Juni 2016 20:26)

    Hi Regina!
    Das muss ja eine wahnsinns Fahrt gewesen sein :D Huhn an der Leine find ich irgendwie schon cool ;)
    LG