Denn in Iquitos gibts keine Hühner...

Die Fahrt nach Iquitos war dann auch ganz interessant. Zum einen natürlich die typische südamerikanische Gemütlichkeit. Beziehungsweise Pünktlichkeit. Oder eben nicht. Aber ich hatte ja meine Hängematte, und was zu lesen, also lies ich mich nicht irritieren. Und sonst konnte man immer Eier zählen gehen...

Der Hängemattenblues...

Eigentlich hieß Eduardo nicht Eduardo, sondern Bruno, aber das ist ja nicht so wichtig, oder? Die Firma war auf jeden Fall Eduardo, und das Boot war groß. Und es sollte am Montag fahren. Ganz bestimmt. Meiner Info nach zwischen 16.00 und 17.00. Was weiß man über Südamerika, nach 7 Monaten hier? Sie habens nicht so mit Pünktlichkeit. Und wir müssen wohl auch noch ein paar Eier laden...

 

Ich glaub ich war um 9 am Boot. Meine Hängematte wurde aufgehängt, ich war die erste (bzw die erste Gringa – wir hatten ein eigenes Stockwerk ;) und ein wenig später wurden dann schon die nächsten Hängematten aufgehängt. Zwei Schweizer. Exellent. Da konnte ich dann gleich ausprobieren, ob mich Schweizer jetzt plötzlich wirklich nicht mehr verstehen. Wir hatten aber absolut keine Probleme. Hätte mich auch gewundert. Mir wurde um 9 gesagt, wir würden um 14.00 fahren. Das fand ich ganz toll aber etwas seltsam. Vor allem weils noch relativ leer war. Die Schweizer sagten dann, es hieße um 18.00. Na, das sind ja nur 4 Stunden Unterschied.. Dem nächsten wurde dann gesagt um 16.00. Wir waren dann langsam, aber sicher, etwas ratlos, auf unserem Schiff gabs eine Tafel, aber da stand nur: HOY, also: heute.

 

Aber es war ja ganz interessant, das aufbauen zu beobachten, eine Hängematte hatten wir auch zum entspannen, und mehr als genug zum Essen, warum also Jammern? Wir beobachteten wir Eier geladen wurden. Manderinen, Eier, Avocados, Eier, Bananen, Eier... Ich fragte mich irgendwann, ob es in Iquitos denn überhaupt keine Hühner gab, vor allem weil mindestens 3 solche Schiffe pro Woche fahren, und wenn die alle so viele Eier mitnahmen? Naja, im Prinzip wars uns auch egal. Das Schiff wurde immer voller, vor allem im unteren Bereich, in dem eigentlich nur Peruaner waren. Oben wars noch etwas gemütlicher, aber es wurde auch schon voll.

 

Zu dem Zeitpunkt waren wir 2 Italiener, 2 Schweizer, 1 Belgier, 1 Deutscher und ich. Und wir konnten alle spanisch. Und außer dem Belgier auch alle englisch. Irgendwann kam dann ein Mitarbeiter und fragte, ob denn jemand von uns englisch könne. Ja, können wir alle. Ich erklärte mich dann bereit, ihm zu helfen, und folgte ihm nach unten, wo ein Mädel stand, die absolut kein Wort verstand, und absolut fehl am Platz wirkte. Sie erklärte mir dann, dass sie nicht so viel zahlen wollte, weil sie ja schließlich auch nichts essen würde. Sie sei Vegetarierin, und würde für sich selbst kochen. Ich erklärte ihr dann kurz, dass es sich hier um ein Cargoschiff handelt, und es keine extra Küche für Vegetarier gibt (was eigentlich selbsterklärend ist). Sie wollte dann aber trotzdem nicht so viel bezahlen, ich fragte mich dann wirklich kurz, ob ich im falschen Film wäre... Schlussendlich nickte sie dann nur und kam mit uns nach oben. Dann wurden wieder alle Hängematten verschoben und sie wurde neben mir platziert. Was für ein Glück. Natürlich hatte sie weder eine Hängematte, noch Besteck oder irgendetwas, sie war auch der Meinung gewesen, dass es sich um ein Passagierschiff handelt, und hatte im Großen und Ganzen keinen Plan von irgendetwas.

 

Ich beschloss dann, mit Miranda (dem australischen Mädel) in die Stadt zu fahren, um diese Sachen noch zu besorgen. Ich stellte dann relativ schnell fest, dass sie sehr kompliziert war, und war mehr als glücklich, als wir wieder zurück waren, um viertel nach 5 am Abend. Wir hatten dann auch schon die Befürchtung, dass wir an dem Abend nicht mehr abfahren würden, aber als wir zu Abend Essen wollten, hieß es in einer Stunde fahren wir. Na dann. Ist ja wunderbar. Aber natürlich hats nicht gestimmt. Aber man kanns ja nicht riechen. Weil es dann am Abend ja auch recht schnell dunkel wurde (auch wenn ich vorher noch die Gelegenheit genutzt hatte, den Sonnenuntergang zu fotografieren), hatten wir auch nicht soviele Möglichkeiten, irgendetwas zu machen, außer in der Hängematte zu liegen, und Musik zu hören...

 

Wir hatten uns am Nachmittag auch gut damit amüsiert, dass das Nachbarschiff als Abfahrtszeit: 14.00 sharp hatte. Als wir das gesehen hatten, war es 15.00. Aber gut, Südamerika eben... Am nächsten Morgen stand ich mit der unrealistischen Erwartung auf, dass das Boot vielleicht irgendwann in der Mitte der Nacht abgefahren war. Aber ne, wir waren noch im Hafen. Es war dann auch recht lustig, unser Schild vom Vortag mit der Abfahrtszeit: HOY wurde dann abgelöscht. Und dann neu beschriftet. Mit: HOY. 11.00

 

Wenn jetzt irgendwer glaubt, dass wir tatsächlich um 11.00 gefahren sind, dann seid ihr schreckliche Optimisten. Aber gut für euch. Ich glaub es war dann 13.00.. Aber besser als nichts, oder? Wir hatten noch 5 Mitreisende akquiriert. 4 Schweden und einen Peruaner, der sich aufs Gringo-Stockwerk gewagt hatte. Langsam, aber sicher wurde es auch bei uns kuschelig. Aber gut, weil wir dann auch endlich mal abfuhren, hieß dies auch, es würde nun auch mal Essen geben. Nicht, dass wir nicht genug mitgehabt hätten. Und nicht dass das Essen wirklich gut gewesen wäre...

 

Weil es ja langweilig wäre, immer nur in der Hängematte zu sitzen, und zu lesen oder Musik zu hören, ging ich immer mal wieder ne Runde spazieren, ein paar Fotos machen, mir das untere Stockwerk ein bisschen genauer anschauen etc. Wir hatten dann auch versucht, mal zu überschlagen, wieviele Eier jetzt wohl in diesem Schiff sein würden. Ich hab zwar niemanden gefragt, wieviele es wirklich waren, aber unsere Schätzung belief sich auf 1,8 Millionen Eier. Aber hey, wieso auch nicht. Wie ich schon gesagt habe, ich vermute in Iquitos gibt’s keine Hühner. So schien es zumindest. Wir hatten auch darüber gewitzelt, dass uns das Essen auf keinen Fall ausgehen würde. Soviel war sicher...

 

Das Essen. Nun gut, als gut kann man es nicht bezeichnen. Ich sag mal so, ich bin froh dass ich vorher recherchiert habe, und mich mit Snacks ausgestattet habe. Und dass sie auch Kuchen und Früchte verkauft haben, war auf jeden Fall auch eine gute Sache. Vor allem für meinen Magen. Denn das ganze Essen, das auf dem Boot gemacht wurde, wurde mit Wasser aus dem Fluß gekocht. Und naja, der ist nicht sooo sauber. Ich denke, wenn man es gewohnt ist, ist es nicht so schlimm (ich glaube aber auch, dass für Lokale dieses Essen auch nicht das Gelbe vom Ei war)

 

Statt den ursprünglichen 2 Nächten hatten wir ja aufgrund der 20-stündigen Verspätung nun 3 Nächte am Boot. Aber im Prinzip war das auch kein großes Problem. Unterm Tag konnten wir an Bord herumspazieren, uns unterhalten, entspannen etc, und in der Nacht gings dann wieder ab in die Hängematte. Ursprünglich hatte ich ja bedenken wegen der Sicherheit, aber ich hatte Glück dass die Schweizer sich eine Kabine gegönnt hatten, und ich dort meine Wertsachen deponieren konnte. Dann musste ich nur noch auf mein Essen und die kleineren Sachen wie Handy, Ipod und so achten, die ich sowieso immer in der Tasche hatte.

 

 

Aber zum Aufpassen ist es auf jeden Fall, denn die meisten Kinder werden wohl von ihren Eltern nicht gut unterhalten, und kommen dann, und wollen Unterhaltung von den Gringos. Und wenn es auch teilweise nett ist, wenn man nur seine Ruhe haben will, und dann stehen 10 Kinder um einen herum und starren einen bei allem an, was man grad macht, dann ists etwas lästig. Oder auch, wenn man gerade beim lesen ist, und dann merkt man plötzlich, dass 3 Kinder direkt hinter einem stehen und versuchen zu sehen, was du da machst. Und ich hab auch schon von einigen Leuten (wenn auch nicht auf unserem Boot gehört) denen dann ein Kindle oder ein Tablet oder ähnliches abhandengekommen war. Aber ich hab dann meistens einfach so lang zurückgestarrt, bis alle weggegangen sind, und sie wussten dann recht schnell, dass sie das bei mir nicht machen konnten...

Am Donnerstag kamen wir dann schließlich in Iquitos an. Iquitos, die nördlichste Stadt Perus ohne Straßenanbindung (außer nach Nauta). Von dem Boot runter kam man dann, wie könnte es auch anders sein, nur mit einem anderen Boot. Dann ein Mototaxi, und dann erstmal eine verdiente Dusche, bevor es ab in den Jungle ging. Aber erstmal in den Jungle der Angebote.

 

Es ist schon krass, was einem Leute versprechen, wenn sie glauben, dass du dafür eine Tour mit ihnen machst. Mir wurde bei einer Tour (mit einer Übernachtung) angeboten dass mich das Speedboot dann bei der Lodge abholt und mit nach Santa Rosa nimmt. Ich sitze jetzt gerade im Speedboot und das fährt 10 Stunden durch. Keine Stops. Da hätte ich sicher viel Spaß gehabt, in der Lodge, so ganz allein...

 

Ich hatte mich dann schnell von den Firmen losgelöst, weil die meisten Angebote viel zu hoch erschienen, und ich vor allem auch eine authentische Amazonaserfahrung machen wollte, und nicht etwas wo wir einen fixen Zeitplan haben, und dann ja doch wieder nur Tiere sehen, die irgendwo eingesperrt warten, bis sie für Fotos vorgeführt werden.

 

 

 

Aber bei meinem Glück war die Australierin in meinem Zimmer, die idiotischerweise schon mal eine Anzahlung für eine 7 Tagestour gemacht hatte, ohne irgendetwas zu prüfen (oder irgendwie vorbereitet zu sein) und vor allem die Anzahlung (die weniger als die Hälfte ihrer Tour war) war trotzdem noch immer teurer als meine gesamte Tour. Ich hab sie vorsichtig drauf hingewiesen, dass sie da ordentlich übers Ohr gezogen wurde, und hab bitter dafür bezahlt. Irgendwie (also eigentlich wegen mir) hat sie dann geschafft, 2 Drittel vom Geld zurück zubekommen und hat sich dann meiner Tour angeschlossen. Wie gesagt. Ich hab bitter dafür bezahlt...

 

Aber mehr dazu im nächsten Post ;)

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Kommentare: 1
  • #1

    Vicky (Montag, 20 Juni 2016 20:35)

    Hmm.. das Wasser sieht echt nicht gerade appetitlich aus