Come fly with me!

Ja, das Jahr 2017 verging für mich wie im Flug. Im wahrsten Sinne des Wortes...

Na, wo warst du heute?

Nachdem ich im September 2016 von Südamerika zurückgekommen bin, hatte ich ja schon recht konkrete Pläne, was ich so in meiner Zukunft sah. Da ja aber nicht immer alles so läuft, wie geplant, hat es ein wenig gedauert, bis ich dann endlich meinen Kurs beginnen konnte, und meine Ausbildung zur Flugbegleiterin starten durfte.

 

Starten durfte ich Ende Januar 2017, und ab April war ich dann unterwegs. Bis jetzt war es hauptsächlich Europa (und Ägypten), aber der Rest wird nun bald folgen... Aber erstmal vom Anfang an...

Dass sich ein Blick aus dem Cockpit lohnt, das werden die meisten schon ahnen. Wieviel Zeit ich da, bzw generell in den Lüften verbringen würde, hatte ich Ende Januar noch nicht geahnt, als wir am ersten Tag der Schulung in Frankfurt schaulaufen durften. Da hieß es dann erstmal Grundkenntnisse aneignen. 

 

Fliegerspezifisches Vokabular durfte man sich vorher schon im Eigenstudium aneignen, genauso wie Getränkekunde und Serviceregeln, und dann sollte man sich auch noch mit den Dienstplänen und dem allgemeinen Regelwerk auskennen. Die ersten 2 Wochen waren servicetechnisch geprägt. Wir lernten, wen man wie behandelt, wer zuerst bedient wird, was wo im Flugzeug ist, was vor Abflug passieren muss, was wir im Transit machen müssen, und was nach dem Aussteigen der Passagiere noch passiert, und natürlich noch so einiges anderes, das ich jetzt vereinzelt gar nicht ausführen mag.

 

Nach 2 Wochen ging dann erstmal der SEP-Teil los. SEP steht für Safety and Emergency Procedures. Hier lernt man alle möglichen Kommandos, Stauorte der Notausrüstung, und alles, das man im medizinischen oder technischen Notfall anwenden soll. Dazu gehört sowohl eine Herzdruckmassage, als auch die Fähigkeit, ein Flugzeug im 90 Sekunden zu evakuieren. Und hier ist es egal, wie groß das Flugzeug ist, ob es ein Airbus A380 (den wir nicht fliegen), oder eine 50 Passagier-Maschine ist, in 90 Sekunden muss man es schaffen, alle hinauszubekommen, ansonsten bekommt der Flieger keine Starterlaubnis. Dies muss übrigends nicht die Fluglinie beweisen, sondern Airbus oder Boeing, wenn sie neue Flieger einführen, dann gibt es eine Maximalkapazitätsgrenze, und soviele Stühle dürfen rein.

Meist werden die Flieger so ausgelegt, dass noch 2 Reihen mehr reinpassen würden (wenn man die Stühle enger zusammenstellt, natürlich) - zumindest bei unseren größeren Fliegern. Aber weil sich Mensch gern beschwert, war es doch IMMER die engste Bestuhlung die man je erlebt hat. Der Gesichtsausdruck, wenn ich dann sage, dass es durchaus noch weiter zusammengehen würde, weil wir noch 2 extra Reihen einbauen könnten, ist dann aber auch immer ganz lustig...

 

Der SEP-Teil war spannend, und anstrengend. Wir waren für ein paar Tage in Manchester, um dort an Atrappen zu trainieren, wir durften im Schwimmbad Ditching-Übungen (Ditching ist eine Notlandung auf Wasser) machen, wo wir zum Beispiel ein 46-Personen-Boot aufbauen mussten, Personen aus dem Wasser bergen etc..

 

Dann gings wieder weiter mit unseren Serviceteilen, die durch eine Serviceübung in unserem hauseigenen Simulator beendet wurden, dort durften wir eingeladene Gäste (Familie, Freunde oder Mitarbeiter) verköstigen und erhielten nachher Feedback. Und natürlich stand auch mal der erste Flug an.

 

Bei mir ging es nach Las Palmas, Gran Canaria. Der Tag verging, wie man so schön sagt, wie im Flug, und dann waren wir auch schon wieder in Frankfurt gelandet. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und Lust auf mehr. Der März endete mit unserem Abschlussbriefing, dem Überreichen der Fliegerspange und schließlich mit unseren ACM-Flügen. Dies sind Flüge, wo man als zusätzliche Crew-Mitglieder auf jedem Flugmuster mitfliegt, und sich den Flieger nochmal genau anschaut, gewisse Aufgaben erledigt und auf einer Liste einträgt, und diese Liste muss dann an die Firma geschickt werden, damit wir schlussendlich unsere Fluglizenz erhalten.

Anflug auf Las Palmas, Gran Canaria
Anflug auf Las Palmas, Gran Canaria

Ab April war ich dann als vollwertiges Crewmitglied dabei, auch wenn wir aufgrund gewisser Regeln manche Positionen erst nach 6 Monaten einnehmen durften. Unter Positionen verstehen wir den Ort im Flugzeug, an dem wir uns hauptsächlich aufhalten, ob man in der vorderen Galley (Bordküche) oder in der hinteren arbeitet, ob man Passagiere begrüßt, oder Notfenster einweist, in welchen Bereichen man für die Kontrolle der Notausrüstung etc verantwortlich ist.

 

Neben zahlreichen Flügen auf die diversen kanarischen Inseln + Ägypten im Winterflugplan (bis April und ab November), war ich auch äußerst oft in Griechenland unterwegs, unter anderem Heraklion, Rhodos und Skiathos. Natürlich dürfen auch Flüge nach Mallorca nicht fehlen, genauso wie nach Antalya.

 

Die Flüge variieren sehr stark an Passagieranzahl, Häufigkeit, in denen die Flughäfen angeflogen werden oder Länge des Fluges. Und man merkt oft leider auch, welche Passagiertypen welche Destinationen bevorzugen, und daran auch, wie anstrengend der Flug sein wird... Aber glücklicherweise sind unsere Gäste größtenteils immer sehr nett, und daher freue ich mich eigentlich immer auf den nächsten Flug, egal ob ich um 2 Uhr morgens aufstehen muss, weil es ein Frühaufsteher ist, oder ob ich erst um 11.00 am Flughafen sein muss, und dafür schon weiß, dass ich dann erst in der nächsten Nacht wieder zuhause bin. Die ungeregelten Arbeitszeiten sind sicherlich die unangenehmste Sache am Job, denn wir haben auch Bereitschaftsdienst (Info kommt zwischen 1-3h vor Abflug) oder Rufbereitschaft (am Vortag), oder können auch mal an vorher freien Tagen eingeplant werden. Grundsätzlich frei an Wochenenden oder Feiertagen gibt es bei uns sowieso nicht, denn die Flieger stehen normalerweise nicht viel herum, aber zu allen Nachteilen gibt es auch die schönen Seiten.

 

Da ich in München stationiert bin (bzw bis jetzt war), gingen meine Flüge hauptsächlich von München aus quer durch Europa, aber oft hatten wir auch Flüge, die dann in anderen deutschen Städten landeten, und mir somit eine Möglichkeit gaben, mal Hamburg, Leipzig oder Düsseldorf zu erkunden. Diese Möglichkeiten werden von uns natürlich sehr gerne genutzt, vor allem in Hamburg haben wir viel Zeit verbracht..

Einer der besten Seiten am Flugbegleiterleben ist natürlich, dass man sehr viele neue Orte kennen lernt. Ob dies nun in Deutschland ist, wo wir manchmal landen bzw für ein paar Tagestouren sind, oder auch mal ungeplante Aufenthalte in den verschiedensten Urlaubsdestinationen, weil der Flieger entweder aufgrund technischer Probleme nicht mehr landen darf, oder die Arbeitszeit der Crew zu Ende ist, oder aus vielen anderen Gründen. Ich bin bis jetzt noch nicht in den 'Genuss' gekommen, aber früher oder später wird dies wahrscheinlich auch vorkommen.

Ich sage deswegen Genuss, weil dies meistens nicht so schön ist, wie man denkt. Man verbringt die Ruhezeit dort, meistens also gerade mal so lange, dass man in der Früh den erstmöglichen Abflugsslot bekommt, und dann gehts schon wieder zurück nach Deutschland.

 

Dann haben wir natürlich auch die Möglichkeit, immer mal wieder die schönen Ausblicke von oben zu genießen, oder auch mal einen schönen Sonnenuntergang in der Türkei, über Frankreich oder in Griechenland, oder einen netten Blick von oben über Innsbruck... Man kann es eigentlich gar nicht aufzählen, die Möglichkeiten sind fast unendlich... Bei gewissen Destinationen, vor allem in Griechenland, sind auch die Anflüge sehr spektakulär...

Weil das Jahr dann ja langsam auch mal zu Ende geht, und man ja nur 'so oft' nach Palma, Antalya oder Griechenland fliegen kann, haben wir natürlich alle auf unsere Langstreckenumschulung gewartet. Sehr lang gewartet... Aber als Trost dass es ein wenig länger dauerte, durfte ich Ende November auch mal nach Dubai fliegen. Mit Übernachtung und Aufenthalt in der Stadt war dies ja schon mal ein Vorgeschmack auf die Langstrecke, die jetzt dann ab Ende Dezember ansteht.

 

Wenn auch der Flug sehr anstrengend war (weil der Flieger eigentlich kein Langstreckenflieger ist), war es auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich sehr gern gemacht habe, und natürlich wurde fleißig mit Fotos dokumentiert...

 

Nun ist das Jahr fast vorbei, und damit auch mein erstes Jahr als Flieger. Es ist sicherlich eine turbulente Zeit, um mit dem Fliegen anzufangen, aber das Gefühl bei Take-off und Landing ist etwas, auf das ich mich jedes Mal aufs neue freue (auch wenn es viele andere hassen..), und ab 2018 versuche ich, meinen Blog mal wieder ein bisschen häufiger upzudaten. Aber sind wir uns mal ehrlich, keiner will hören, dass ich 3x in der Woche nach Palma fliege, und vorher zum Flughafen fahre, und nachher wieder nach Hause, und im Stau stehe, oder?

 

Ich hatte aber auch zwei Kurztrips nach Amsterdam und Kapstadt, auf die ich extra eingehen werde, bis ich dann von Langstrecke berichten kann (und den, manchmal etwas längeren Aufenthalten...). Oder vielleicht dann auch mal einen Erfahrungsbericht, quasi 'direkt' aus der Kabine - Do's & Don'ts

 

Jetzt noch viel Spaß mit den Fotos von Dubai, und frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

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